Zysten sind Hohlräume im Körper, die normalerweise dort nicht hingehören und mit verschiedenen Substanzen oder Flüssigkeiten angefüllt sind. Sie können kosmetische, mechanische oder funktionelle Probleme oder gar Schmerzen machen. Sie sind von einem Epithel ausgekleidet, dass in der Regel den Zysteninhalt produziert. Ein Epithel ist die oberste Schicht einer Haut oder Schleimhaut und produziert verschiedene Stoffe mit Hilfe von Drüsen. Durchaus bekannter sind Nierenzysten, Eierstockzysten, Lungenzysten oder Zysten im Knie. Im Augenbereich betreffen Zysten in der Regel die Haut und sind lediglich ein kosmetisches Problem. Manche der im Hautbereich vorhandenen Zysten haben eine Öffnung, die aber verlegt ist und so kann sich der Zysteninhalt nicht entleeren und staut sich auf oder bei anderen ist Oberflächenepithel in die Tiefe gewandert und hat sich dort abgekapselt. Hier liegt keine Öffnung vor. Vor allem bei letzteren nützt ein Entleeren der Zyste wenig, da der Inhalt wieder neu gebildet wird. Hier muss man die gesamte Zyste, d.h. mit ihrer Wand, entfernen. Im folgenden einige häufige Beispiele.
Sehr häufig kommen im Lidbereich sogenannte Talgretentionszysten vor. Meist sind sie noch kleiner als oben im Bild und selten sind sie so groß wie der Fall unten, da die Patienten aus kosmetischen Gründen in der Regel früher kommen, um sich das entfernen zu lassen.
Die beiden Photos zeigen den Befund vor und nach Entfernung.
Hier hat sich Talg unter der Haut angesammelt und abgekapselt, statt wie sonst üblich aus den Talgdrüsen (Poren) der Haut herauszukommen und letztere zu fetten und zu schützen. Da es hier keine Öffnung gibt, nützt es auch nichts wie bei einem “Pickel” darauf herumzudrücken. Es wird nichts passieren ausser blauen Flecken und Schmerzen. Aus gutem Grund wird sich auch die Kosmetikerin weigern, so nahe am Auge “herumzustechen”. Also landet es beim Haut- oder Augenarzt.
Nein, das Gerstenkorn ist ein entzündlich eitriger Prozeß und durch seine Schmerzen und die umgebende entzündliche Rötung leicht zu unterscheiden. Die Retentionszyste tut nämlich überhaupt nicht weh.
In der Regel wird ein Augenarzt diese Stelle anritzen und den Talg vorsichtig entfernen. Für kleinere Veränderungen geht das ohne Betäubung und bei größeren wie oben rechts, ist manchmal eine örtliche Betäubung ganz “nett”. Die sticht aber genauso und insofern hängt es ein bißchen an der Angst des Betroffenen. Das untere Bild oben rechts zeigt den Befund eine Woche nach Entfernung.
So ähnlich aussehend wie die Talgretentionszyste aber eher durchsichtig wie eine Wasserblase und mit anderem Inhalt, ist die Wasserzyste bzw. Schweißretentionszyste im Lidbereich (s. 2 Beispielsbilder oben). Hier hat sich unter der Haut eine "Wasserblase" gebildet, die nicht mehr weggeht und eher größer wird. Sie entsteht durch zystenförmig abgekapselte Schweissdrüsen, die diese Blase mit Flüssigkeit anfüllen aber sie nicht nach aussen entleeren können.
Wie andere Wasserzysten im Körper (z.B. im Knie) kann man sie anstechen (sterile Kanüle) und dann ist sie vorübergehend weg aber füllt sich in der Regel mit der Zeit wieder. Man muß die Hülle dieser Zyste entfernen, um endgültigen Erfolg zu haben. Dies ist ein harmloser kleiner operativer Eingriff in örtlicher Betäubung durch den Augenarzt. Eine ähnliche Blase gibt es auch auf der Oberfläche des Auges selbst, die Bindehautzyste. Von Eigenexperimenten mit der Stecknadel ist bei beiden unbedingt abzuraten.
Milien, auch Grieskörnchen oder Hirsekorn genannt sind auch eine Form der Zyste und ein rein kosmetisches Problem. Es sind stecknadekopfgroße weisse Kügelchen in der Haut, vor allem des Gesichts und hier auf den Wangen oder um die Augen herum. Die Haut bildet ja eine obere Hornschicht zum Schutz und hier hat sich dieses Horn (Keratin) vermischt mit Hauttalg zwiebelschalenförmig unter der Haut in Talgdrüsenausgängen gesammelt. Begünstigt wird ihre Entstehung durch eine Veranlagung dazu oder zu reichhaltige fetthaltige Pflegeprodukte. Werden abgestorbene Hautzellen in den Poren eingeschossen und von schweren Cremes zugekleistert verhornen sie und werden zu Minizysten.
Oben auf dem Bild sieht man eine Milie im äußeren Lidwinkel.
Manche neigen zu Milienbildung und haben immer wieder Probleme damit. Extreme Reinigungsoffensiven oder häufige Peelings kann man sich sparen, sie bringen nichts, da die Bildung der Milien nichts mit Hygiene zu tun hat (im Gegensatz zu Pickeln). Um das Ausmaß der Milienbildung in Grenzen zu halten, sollte man nicht zu fettige Pflegeprodukte verwenden. Enfernt werden sie folgendermaßen: Man ritzt sie an und drückt den Inhalt heraus. Eine Entfernung der Zystenwand ist hier nicht nötig. Im Augenbereich sollte man dies aber unbedingt einem Augenarzt überlassen.
Oben sieht man den kleinen mit einer Kanüle gelegten Schlitz im äußeren Lidwinkel, aus dem die Milie aus dem oberen Bild heraugedrückt wurde. Er verheilt von selbst ohne Naht oder besondere Behandlung folgenlos.
Hier handelt es sich um eine angeborene Zyste unter der Haut, die von Oberhautgewebe ausgekleidet ist, dass sich unter die Haut verlagert hat. Sie kann aus vollkommen verschiedenen Gewebearten besteht. Daher kann es innerhalb der Dermoidzyste zur Ausbildung von Gewebestrukturen wie Muskulatur, Knorpel, kleinen Knochen, Haaren und auch völlig ausgebildeten Zähnen kommen. Ein Beispiel dafür und auch für die Entfernung findet sich unter gutartige Lidtumore.
(Stand 05.10.2020)