Viele Erkrankungen führen zu einer Verminderung der Sehschärfe. Hauptursache sind Erkrankungen der zentralen Netzhaut wie z.B. die Makulopathie. Vergrößernde Sehhilfen (VSH) haben die Aufgabe, den Abfall des Visus (Sehschärfe) durch eine Vergrößerung des im Auge entstehenden Bildes auszugleichen. Ein Ziel, welches bei der Versorgung mit VSH erreicht werden soll, ist wieder Zeitungsdruck lesen zu können, d.h. dem sehbehinderten Menschen mit Hilfe entsprechender optischer oder elektronischer Hilfsmittel in die Lage zu versetzen, als hätte er mindestens 50% Restsehvermögen im Nahbereich, was für das Lesen von Zeitungsdruck ausreichend ist.
(Bild entnommen www.pixelquelle.de)
Oben ist dies mal anhand eines Textes, der in jeder Zeile noch mal vergrößert wurde demonstriert worden. In der zweiten Zeile ist er 2-fach, in der dritten 3-fach und in der vierten 4-fach vergrößert. Das obere Bild zeigt dies bei normalem Sehvermögen.
Das mittlere Bild bei durchgehend schlechterem Sehvermögen wie z.B. bei Sehschwäche oder Hornhauttrübungen. Die oberste Schrift ist nicht mehr erkennbar, die zweite mit Raten und ab der dritten Zeile geht es so.
Das untere Bild zeigt die Situation z.B. bei einer Makulopathie, d.h. im Bereich eines kleinen Flecks sieht man nichts. Hier wird erst durch die Vergrößerung der Text erkennbar, da das fehlende Stück im Verhältnis zur Buchstabengröße unbedeutend wird.
Visus 0,8 (80% Restsehvermögen) für Fahrpläne, Visus 0,7 (70% Restsehvermögen) für Telefonbücher, Visus 0,5 (50% Restsehvermögen) für Zeitungsdruck, Visus 0,1 (10 % Restsehvermögen) zur Orientierung im Freien.
1. Lupen:
Das wesentliche Hilfsmittel zum Lesen ist die Lupe in ihren verschiedenen Ausführungen als Hand-, Aufsetz-, Stand- oder Stativlupe. Es gibt sie in verschiedenen Vergrößerungsfaktoren (2-fach bis 10-fach). Je stärker die Vergrößerung, desto schwieriger fällt die Orientierung auf dem Blatt und desto kleiner ist der Ausschnitt. Es sollte daher immer die kleinstmögliche Vergrößerung, die noch Lesen erlaubt, gewählt werden. Problematisch ist das freie Halten der Lupe, da der Abstand zum Text immer gleich bleiben muß. Hier sind Lupen besser, die “abgestellt” werden können.
Auch zusätzliche in die Lupe eingebaute Beleuchtung ist hilfreich. Umhängelupen helfen bei Tätigkeiten, bei denen beide Hände frei bleiben müssen (z.B. Stricken). Bei der sogenannten “Hellfeldlupe” oder auch “Visolettlupe” ist der Betrachtungsabstand egal und sie wird einfach auf den Text gelegt. Leider gibt es sie aus technischen Gründen nur bis zur 2-fachen Vergrößerung.
2. Verstärkte Lesebrillen:
Eine normale Lesebrille hat nur eine maximale Ergänzung von 2,5 Dioptrien auf den Wert für die Ferne und ermöglicht eine Leseabstand von ca. 30 cm. Will man mehr vergrößern, braucht man eine stärkere Nahergänzung (Addition) und muß dann leider näher ran, z.B. auf 15cm. Dafür ist der Text dann aber größer und man kommt noch mit einer Brille hin und hat im Gegensatz zu den Lupen die Hände frei. Man spricht dann von Überkorrektion für die Nähe. Da die Augen nicht so ohne weiteres so nah “über Kreuz” schauen können (Man muss ja etwas schielen in der starken Nähe, wenn beide Augen das Gleiche sehen wollen), wird ggf. noch ein Prisma in die Brille eingebaut (Prismenhalbbrillen)
3. Lupenbrillen und Fernrohrlupenbrillen:
Will man zwar die Vergrößerung haben aber lieber einen normalen Abstand beim Lesen, braucht man eine Lupenbrille (siehe unten)
oder eine Fernrohrbrille (s. unten).
Es gibt auch Vorschwenk- oder Aufsetzlupen dazu, wodurch sie dann für das Fern- und Nahsehen geeignet sind. Nachteil ist die Unhandlichkeit, man muß sie abnehmen um herumzulaufen zu können, der kleine Bildausschnitt, der die Orientierung auf dem Buch erschwert und das Gewicht mit seiner mangelnden Bequemlichkeit.
4. Bildschirmlesegeräte und Videolupen:
Sie erzeugen hohe Vergrößerungen (bis 50-fach) und Kontrastverstärkung. Eine in das Gerät integrierte Kamera nimmt das Lesegut auf und stellt es mit einer selbst einstellbaren Vergrößerung und gewünschtem Kontrast, evtl. sogar anderer Farbe, auf einem Monitor dar. Dies gibt es mobil und handlich oder stationär.
5. Weitere Hilfsmittel wie Kantenfiltergläser und Spezialleuchten:
Eine geschädigte Netzhaut reagiert unterschiedlich gut auf Licht verschiedener Wellenlängen (Farben). Manche Farben werden besser erkannt und andere stören und blenden eher. Deswegen helfen Brillen mit Filtergläsern, die bestimmte Wellenlängen des Lichtes einfach ausblenden, sogenannte Kantenfiltergläser. So kann der Kontrast beim Sehen und damit die Lesefähigkeit und die Sicherheit auf Treppen (schwierig zu erkennende Hell-Dunkelkanten) gesteigert werden.
Weiterhin ist es sehr hilfreich sehr helles, blendfreies Licht ggf. bestimmter Wellenlänge zu verwenden. Spezielle Leseleuchten helfen daher zusätzlich.
Damit der Blickwinkel auf die Schrift ideal ist, können zusätzlich Konzepthalter für das Lesegut notwendig sein.
Sehbehinderte sind besonders blendungsempfindlich.Helle Schrift auf dunklem Grund , also sogenannter “Negativkontrast” ist angenehmer und reduziert die Blendung. Dies betrifft auch insbesondere Monitore
Vorlesesysteme scannen den Text und über einen Lautsprecher erfolgt die Textausgabe. Dies ist vor allem notwendig, wenn die Sehbehinderung sehr stark ist und schon an Blindheit grenzt.
Weitere elektronische Hilfsmittel für den Alltag, sind auch auf der Seite über die Blindheit aufgeführt.
Die Anpassung einer VSH ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Zum einen muß die Grunderkrankung berücksichtigt werden, da eine evt. vorauszusehende weitere Verschlechterung, die teilweise sehr teure Apparatur, sonst schnell nutzlos machen würde und zum anderen muß man das Alter und Geschick des Patienten berücksichtigen. Die grundsätzliche Entscheidung ob eine VSH Sinn macht, kann daher auch nur der Augenarzt treffen. Die genaue Anpassung wird sowohl von spezialisierten Optikern als auch von Augenärzten vorgenommen. Die Verordnung (hier zahlen die Kassen noch) kann nur durch einen Augenarzt erfolgen.
Nach Diagnose und Beurteilung der zugrunde liegenden Augenerkrankung wird der Vergrößerungsbedarf ermittelt. Das heißt, wievielfach muß die Schrift vergrößert werden um erkannt zu werden. Dann wird, unter Berücksichtigung von vorhandenen Sehfehlern, die geringst notwendige Vergrößerung für den Zweck gewählt und praktisch getestet. Die praktische Testung ist unter anderem auch deswegen wichtig, da der ermittelte Vergrößerungsbedarf mit Textzeilen und der notwendigte Vergrößerungsbedarf im Alltag stark abweichen können. Weiterhin sollte man es aber auch nicht übertreiben mit der Vergrößerung, da bei zu starken Vergrößerungen der Bildausschnitt zu klein wird und man sich sehr konzentrieren muß, um über die Zeile zu wandern. Das ist auch das generelle Problem der Handhabung von VSH, durch die Vergrößerung sieht man immer wie durch ein Schlüsselloch und muß sich sehr konzentrieren, um die Zeile beim Lesen nicht zu verlieren. Aber ehe man gar nicht mehr liest, ist das immer noch besser. Die Erfahrung mit sehr alten Menschen zeigt jedoch, daß diese die Ruhe und Motivation häufig nicht mehr haben.
Vor allem Pro Retina ist hier sehr kompetent und aktiv. Viele der Berater sind selbst sehbehindert und können daher sich besonders gut einfühlen.
www.beratungsabc.de (kommerzielle Seite zu VSH)
http://low-vision-kreis.de/ (ein bundesweiter Zusammenschluss von mehr als 50 spezialisiertenAugenoptikern, die in enger Zusammenarbeit mit Augenärzten,Augenkliniken und Diabetologen den Alltag von Menschen mitSehbeeinträchtigungen erleichtern wollen)
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(Stand 12.01.2021)