Lidzucken:

Der Begriff "Augenzucken", wird umgangssprachlich gerne auch für die unten aufgeführten Symptome verwendet. Wenn das Auge jedoch selber "zuckt", bewegt sich nur der Augapfel ruckartig, man spricht dann von Augenzittern bzw. Nystagmus. Auf dieser Seite wird über das "Zucken" der Lider gesprochen. Es ist sehr “nervig” und auch optisch störend bis peinlich. Wo kommt das her und welche Ursachen muß man unterscheiden ?

1. Das Muskelfibrillieren:

Das Lidzucken ist im Prinzip ein kleiner Krampf im Augenlid, verursacht durch den Nerv des ringförmigen Lidschließmuskels. Es wird auch faszikuläre Zuckungen genannt. Faszikulation heißen diese feinen, flatterhaften Muskelkrämpfe und beziehen sich auf kleine, Faszikel genannte Muskelfaserbündel, die als leichtes Zittern unter der Haut sicht- und fühlbar werden. Betroffen ist also nicht der ganze Muskel, sondern nur einzelne Fasern im Muskel. Für Tage oder selten auch Wochen zuckt es manchmal in einem Augenlid. Es zieht sich seitlich leicht zusammen, was sehr störend ist. Erstaunlicherweise sieht das Gegenüber dies kaum, da es nur sehr dezent ist und man schon sehr genau hinschauen muß, um es zu erkennen, denn die Lidspalte wird dabei kaum verengt.

Schönes Lid

Die Augenlider sind generell sehr empfindlich und der Lidschlußmuskel ist ein sehr nervöser Muskel, der - ja auch aus Schutzgründen für das Auge - sehr schnell reagieren muß. Viele verschiedene Reize können diesen Nerv irritieren. Es kann das Oberlid oder das Unterlid betroffen sein. Hauptursache ist Nervosität und vegetatives Ungleichgewicht durch Stress, zu viel Koffein oder seltener Schilddrüsenüberfunktion. Es kann aber auch ein Magnesiummangel vorliegen. Letzteres ist aber durchaus umstritten. Die Gabe von 300-500mg Magnesium pro Tag, meist in Brausetabletten, schadet aber nicht. Zusätzlich gefördert wird es durch trockene Augen und andere Reizerscheinungen an der Oberfläche des Auges oder der Lider (z.B. Blepharitis). Für das Auge ist es völlig harmlos und verschwindet in der Regel nach Tagen oder auch mal 1-2 Wochen von selbst wieder. Man sollte die Augenoberfläche mit künstlichen Tränen pflegen, ein bißchen zur Ruhe kommen und ggf einen heißen Waschlappen auf das geschlossene Lid legen, um den nervösen Lidschließmuskel zu entspannen. Faszikuläre Zuckungen gibt es übrigens auch an Skelettmuskeln (Oberschenkel, Arm etc.). Leicht verwechseln kann man es mit dem Pulsieren eines Blutgefäßes hinter dem Auge durch sehr hohen Blutdruck oder Blutgefäßmißbildungen. Es fühlt sich ähnlich an, betrifft aber nicht das Lid.

2. Der Tic:

Tic-Störungen - nach dem französischen Wort “tic” für Zucken - sind ein typisches Phänomen im Kindesalter. 90% treten vor dem 12. Lebensjahr auf. Am Anfang des Schulalters zeigen etwa 8 Prozent, später sogar 12% aller Kinder Tics. Sogenannte motorische Tics äußern sich in plötzlich einsetzenden, nicht vom Willen gesteuerten und kaum unterdrückbaren kurzen Bewegungen wie z.B. Stirnrunzeln, Hochziehen der Augenbraue, Schulterzucken, übertriebenes Blinzeln etc. Es ist wie der Drang zum Niesen, nicht aufzuhalten. Die meisten Tic-Störungen sind vorübergehend, dauern 2-4 Monate und verschwinden wieder von selbst. Sie sind daher nicht behandlungsbedürftig. Erst wenn der Tic länger als ein Jahr dauert (bei 3-4% der Betroffenen) spricht man von einem chronischen Tic. Erst dann sollten die Kinder einem Kinder- und Jugendpsychiater vorgestellt werden, denn viele dieser Betroffenen haben auch andere Krankheiten wie ADHS und Zwangsstörungen. Dies sind die größeren Probleme und beeinträchtigen die Kinder mehr als der Tic.

3. Der Augenlidkrampf (Blepharospasmus):

Noch auffälliger ist das rhythmische krampfhafte Schließen des ganzen Auges, der Augenlidkrampf. Der Augenschließmuskel wird ohne die Möglichkeit einer willentlichen Beeinflussung komplett aktiviert und nicht nur einzelen Faserbündel wie beim Lidzucken oben. Dies ist im Gegensatz zum Tic (s.u. 2.) mehr eine Erkrankung des Erwachsenenalters und im Gegensatz zu der obigen “Befindlichkeitsstörung” des Muskelfibrillierens (s.u. 1.), handelt es sich hier um eine Krankheit. Sie zählt zu den Dystonien. Dies sind Bewegungsstörungen, die durch eine Fehlsteuerung im Gehirn verursacht werden. Folge ist ein nervöses Ungleichgewicht, bei dem nur eine vorübergehende Lähmung des Schließmuskels, mittels einer Spritze, die ein leichtes Muskellähmungsmittel (Botox) enthält, Abhilfe schafft. Betrifft dies beide Augen ist der Patient phasenweise praktisch blind. Man unterscheidet eine idiopathische (primäre, d.h. mit unbekannter Ursache) und eine symptomatische (sekundäre) Form des Lidkrampfes. Man geht davon aus, dass sowohl bei der idiopathischen als auch bei der symptomatischen Form eine Erkrankung der sogenannten Stammganglien im Gehirn mit einer Störung des Dopamin-Stoffwechsels vorliegt. Bei Dopamin handelt es sich um einen Botenstoff (Transmitter) im Gehirn. Dies sind Mechanismen, die auch als Ursache für den Tic diskutiert werden. Zusätzlich vermutet man bei der idiopathischen Form, dass Erbfaktoren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen Zwar werden die Symptome durch Stress und psychische Belastungen verschlimmert, jedoch handelt es sich nicht um eine psychische Erkrankung. In schweren Fällen kann sich der Lidkrampf auf das ganze Gesicht ausdehnen.

Zurück zur Übersichtsseite über die möglichen Ursachen von Beschwerden am Auge

(Stand 24.12.2022)