Zahlreiche Allgemeinerkrankungen aber auch die dafür genommenen Medikamente können Auswirkungen auf das Auge haben. Teilweise werden die Folgen bei einer Augenuntersuchung mit entdeckt oder dient die Augenuntersuchung als Verlaufskontrolle. Übersichten darüber füllen ganze Bücher und daher kann hier nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden.
Auf den folgenden Seiten wird erklärt, was bestimmte Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen, am Auge bewirken können. Klicken Sie einfach den entsprechenden Titel an:
Noch vor 10 Jahren waren 5000 bis 8000 Neuerblindungen pro Jahr in Deutschland auf Diabetes zurückzuführen. Seine mögliche Folgeerscheinung, die diabetische Netzhauterkrankung, ist in der westlichen Welt die häufigste Erblindungsursache in der Altersgruppe von 20-65 Jahren. Mehr lesen Sie HIER
Der chronische (langandauernde) Bluthochdruck (die arterielle Hypertonie) führt zu Blutgefäßschäden mit daraus entstehenden Schäden der Organe im ganzen Körper, die bei stärkerer Ausprägung - insbesondere in Kombination mit anderen gefäßschädigenden Krankheiten (z.B. Diabetes, hoher Cholesterinspiegel) - bis zum Schlaganfall im Allgemeinen aber auch zur Erblindung im Speziellen Fall des Auges führen können. Die häufigste Ursache für Schlaganfälle und Gefäßverschlüsse im Auge ist der chronische Bluthochdruck. Mehr lesen Sie HIER
Der Schlaganfall kann neben allgemeinen Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen, am Auge zu Sehstörungen mit Gesichtsfeldausfällen, Schielen und sogar Erblindung führen. Genaue Augendiagnostik zeigt die beschädigte Region im Gehirn an und hilft bei der Verlaufsbeurteilung der Regeneration. Auf der folgenden Seite werden die Ursachen, die Folgen und die mögliche Therapie genauer erläutert. Mehr lesen Sie HIER
Symbolbild Schwangerschaft: depositphotos.com
Die Schwangerschaft ist natürlich keine Erkrankung und doch gibt es hier Veränderungen im ganzen Körper, die auch die Augen betreffen und Besonderheiten, z.B. bei der Medikamentengabe, die berücksichtigt werden müssen. Mehr lesen Sie HIER
Ein geringer Ausschnitt der Allgemeinerkrankungen mit Folgen im Augenbereich, sollen im Folgenden nur andeutungsweise mit ihren typischen Anzeichen erwähnt werden:
Schilddrüsenüberfunktion in der Form des “Morbus Basedow” kann vortretende Augen ("Glubsch-Augen") und Schielen durch Veränderungen in der Augenhöhle (endokrine Orbitopathie), sowie trockene und gerötete Augen mit Schwellungen der Lider bewirken.
Rheuma (bestimmte Formen wie z.B. die Rheumatoide Arthritis = rheumabedinger Gelenkentzündung) kann Knötchen auf der Iris und Entzündungen am (Skleritis und Episkleritis, s. unter Druckschmerzen am Auge) und im Auge (näheres unter Uveitis hervorrufen, die in der weiteren Folge sogar einen Grünen Star nach sich ziehen können.
Viele Infektionskrankheiten wie z.B. Masern Mumps, Keuchhusten, AIDS, Tuberkulose etc. verursachen innere Augenentzündungen (Uveitis), die bis zu schweren Netzhautschäden führen können. Ein Beispiel ist die Borreliose.
Bei schwerer Malaria kommt es vor allem bei Kindern zu typischen Netzhautveränderungen (Malariaretinopathie), die so bei keiner anderen Erkrankung auftreten.
Entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind häufig von inneren Augenentzündungen (Uveitis) begleitet.
Veränderungen und Ungleichgewichte in der Darmflora können – über entzündliche Mechanismen – diverse Augenerkrankungen auslösen bzw. zu ihrer Verschlimmerung führen. Zumindest im Tiermodell konnten verschiedene Interventionen zur Wiederherstellung einer intakten Darmflora den Verlauf dieser Erkrankungen abmildern oder – im Fall der diabetischen Retinopathie – deren Manifestation sogar verhindern.
Vor allem Bronchialkrebs und Brustkrebs können zu Tochtergeschwülsten (Metastasen) in den Augen führen, die bei der Spiegelung des Augenhintergrundes erkannt werden können.
Bestimmte Vitaminmangelerkrankungen (A, B, C) und seltene Stoffwechselkrankheiten (Gicht etc.) bewirken Augenschäden.
Entzündliche (Hirnhautentzündung, multiple Sklerose etc.) und tumorbedingte (z.B. das Meningeom) Hirnveränderungen führen meist zu Sehnervenschäden, Gesichtsfeldausfällen und damit nachlassender Sehfähigkeit.
Degenerative Hirnveränderungen (Alzheimer etc.) können zu Bildverarbeitungsstörungen führen. Ein Beispiel ist die Posteriore Kortikale Atrophie, eine Variante des Morbus Alzheimer, bei der Zentren der Bildverarbeitung im Gehirn beschädigt werden. Diese Patienten klagen zunächst über kuriose Sehstörungen. Dazu gehören Schwierigkeiten, Entfernungen einzuschätzen, zwischen sich bewegenden und stationären Objekten zu unterscheiden und Aufgaben wie das Schreiben oder das Zurückholen eines fallengelassenen Gegenstands zu erledigen. Meist kommt es zu einer konstruktiven Dyspraxie. Dies bezeichnet die Unfähigkeit, Dinge, Diagramme oder Figuren nachzuzeichnen oder zu konstruieren. Die Patienten erkennen beispielsweise einen Turm in einer Zeichnung, wissen aber nicht, wie sie ihn selbst zu Papier bringen sollen. Das zweithäufigste Symptom war mit 49 % ein Raumwahrnehmungsdefizit. Die Patienten sehen den Turm, können aber nicht sagen, wo er sich befindet. An dritter Stelle folgte mit 48 % eine Simultanagnosie. Die Patienten sind unfähig, mehr als einen Gegenstand auf einmal wahrzunehmen.
Zahn- und Nasennebenhöhlenentzündungen können unklare Entzündungszustände im Augenbereich wie z.B. die Uveitis aber auch Kopfschmerzen verursachen.
Die Myasthenie, mit vollem Namen: Myasthenia gravis, ist eine Autoimmunkrankheit mit starker allgemeiner Muskelermüdung im Tagesverlauf. Diese nimmt unter Beanspruchung zu und kann alle oder vereinzelte Muskelgruppen betreffen. Sie führt am Auge zu hängenden Oberlidern (Ptosis) und Doppelbildern (Schielen) mit Verstärkung im Laufe des Tages. Bei 50-70% der Betroffenen ist das Erstauftreten im Körper im Bereich der Augen. Der Simpson-Test ist hier sehr erhellend für die Diagnose: Blickt der Patient über 1 Minute nach oben, sinkt das Oberlid bei Vorliegen einer Myasthenie plötzlich ab.
Viele vom Morbus Parkinson Betroffene, vor allem die mit atypischen Verläufen und Formen leiden im Verlauf der Erkrankung an unspezifischen Sehstörungen, z. B. Doppelbilder, Verschwommensehen und Oszillopsien. Letzteres ist eine Störung des Sehvorgangs, bei der die Umwelt für den Betrachter verwackelt erscheint, vor allem beim Fixieren von Objekten oder während einer Eigenbewegung. Aufgrund der aufgeführten Sehstörungen können manche Parkinsonpatienten schlecht oder gar nicht mehr lesen oder Autofahren. Verknüpft sind diese Sehstörungen häufig mit Schwindel, Benommenheit und Gangunsicherheit. Hier wurden neuerdings Übungsverfahren ermittelt, um besser mit diesen Störungen der Augenkontrolle zurecht zu kommen.
Die Hauterkrankung Rosazea führt u.a. zum Trockenen Auge und zu Lidrandentzündungen.
Die verschiedenen Herpeserkrankungen, wie z.B. die Gürtelrose, können zu Augenschäden führen.
Die Lähmung des Gesichtsnerven (Facialisparese) führt zu fehlendem Lidschluss, dem Lagophthalmus mit der Gefahr von Oberflächenschäden des Auges.
Die Multiple Sklerose (MS), auch Encephalomyelitis disseminata (ED) genannt, kann im Rahmen von Entzündungsschüben, durch eine Sehnervenentzündung (Opticusneuritis), zu einem plötzlichen starken Sehabfall auf einem Auge führen. Dieser muss kurzfristig mit hohen Cortisondosen behandelt werden, dann kann häufig das Sehvermögen wieder auf den Originalzustand ansteigen. Selten bleibt es aber auch so schlecht.
Typische Nebenwirkungen von Medikamenten, die für allgemeine Erkrankungen eingenommen werden, auf das Auge, finden Sie auf der Seite Medikamentennebenwirkungen am Auge.
(Stand 12.04.2024)