Ultraschall ist Schall oberhalb des menschlichen Hörvermögens der zur Diagnostik eingesetzt werden kann. Die Ultraschalluntersuchung wird auch Sonographie genannt. Das kommt vom Griechischen: "Sonos" = Schall, Klang und "graphein" = schreiben. Dabei wird ein Schallkopf auf das zu untersuchende Organ gesetzt und sendet Schallwellen aus. Am Echo der Schallwellen das aus dem untersuchten Gewebe zurückgeworfen wird, kann der angeschlossene Computer erkennen, wie weit ein unter der Oberfläche gelegener Gegenstand entfernt ist und welche Schalleigenschaften (d.h. wie stark er den Schall reflektiert) er hat. Die Entfernungen und die Reflektivität werden dann in einer zackigen Linie (A-Bild, Biometrie) oder in einem zweidimensionalen Bild (B-Bild) auf einem Bildschirm dargestellt. (s. Bild unten). Je stärker die Reflektivität, desto höher die Zacke in der Linie des A-Bildes oder desto heller der Punkt im B-Bild. Im Prinzip funktioniert das wie bei einer Fledermaus, die Schreie ausstösst und an der Dauer bis das Echo zurückkommt und am veränderten Klang erkennen kann, wie weit weg und welche Form ein Gegenstand hat. Inzwischen gibt es für spezielle Anwendungen sogar dreidimensionalen Ultraschall.
(Modernes Ultraschallgerät für die Augen depositphotos.com)
Genauso wie Musik bis zu einer bestimmten Lautstärke nicht schaden kann, stellt die Ultraschalluntersuchung für den Körper keine Belastung dar. Sie kann beliebig oft wiederholt werden und wird deswegen auch ohne Bedenken zur Untersuchung von Ungeborenen im Mutterleib verwendet.
Auf das meist geschlossene Augenlid wird ein Gelee aufgetragen und der Schallkopf aufgesetzt. Auf dem Bildschirm erkennt der untersuchende Arzt dann, was im Auge oder hinter dem Auge los ist (siehe Bild oben). Für Längen- oder Dichtevermessungen am Auge muß der Schallkopf meist direkt auf das Auge gesetzt werden. Dies schmerzt aber nicht, da die Oberfläche vorher mit Augentropfen betäubt wird.
Das komplette Innenleben des Auges und einen Teil der Augenhöhle mit den Muskeln und dem Sehnerv bzw. genaue Entfernungen im oder hinter dem Auge können bestimmt werden.
Übersichtsbild des Auges: Der Schallkopf (Standardschallkopf) wurde im Bild oben auf das geschlossene Auge aufgesetzt. Der Schallstrahl geht senkrecht durch die Linse bis zur Hinterwand des Auges mit der Netzhaut. Dahinter zeigt sich der in der Augenhöhle befindlichen Sehnerv. Im Bild unten wird der vordere Bereich noch einmal größer dargestellt. Vergleiche auch die schematische Skizze eines Querschnittes des Auges.
Bei unklaren Schmerzen hinter dem Auge, bei fehlendem Einblick in das Auge (z.B. bei starkem Grauen Star, bei Schwellungen hinter dem Auge (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), bei Verdacht auf einen Tumor in oder hinter dem Auge (s. Tumore), bei Netzhautablösungen, etc. Die Längen- und Dichtevermessungen werden zur Verlaufskontrolle von Tumoren oder im Rahmen der Vermessung (Ultraschall-Biometrie) des Auges in Vorbereitung der Grauen-Star-Operation eingesetzt.
Unten sieht man den vorderen Bereich des Auges im Schnitt von vorne nach hinten. Die Hornhaut wölbt sich kuppelförmig vor und in der Ecke wo Iris und Hornhaut zusammentreffen (von vorne ist dies der Bereich zwischen dem bunten und dem weißen Teil des Auges) befindet sich der Kammerwinkel. Dies ist der Ort an dem die Augenflüssigkeit abfließt. Ist der Kammerwinkel unnatürlich verengt, kann es zu einem Grünen Star kommen. Ein solches Bild kann man neuerdings auch mit dem OCT anfertigen.
Die meisten anderen bildgebenden Verfahren (Kernspinntomographie, Computertomographie, OCT) sind aufwendiger, teurer oder auch belastender. Insofern ist der Ultraschall zunächst für alles in der Augenhöhle erste Wahl. Für räumliche Zuordnungen und in der Detailauflösung sind diese Verfahren aber teilweise besser. In der Längenmessung des Auges wird der Ultraschall derzeit von der opischen Biometrie abgelöst. Siehe unter Operation des Grauen Stars. Die Gewebsdiagnostik, d.h. das Herausfinden, um welche Art von Gewebe (Art des Tumors z.B.) es sich handelt, mittels der standardisierten Echographie, bleibt aber immer noch seine Domäne.
Ja, einerseits gibt es Geräte zum Reinigen von Brillen, wo Ultraschallwellen in einem Wasserbad die Schmutzteilchen von der Brille “rütteln” und andererseits wird bei der Operation des Grauen Stars die trübe Augenlinse mit Ultraschall zerkleinert, man nennt das mit einem Fremdwort: Phakoemulsifikation (Ultraschallverflüssigung).
Die ersten ultraschalldiagnostischen Untersuchungen in der Augenheilkunde erfolgten mit kommerziell erhältlichen Geräten für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung mit Ultraschall. In Deutschland wurde hierfür ab 1954 das Materialprüfgerät der Serie 1000 der Firma Kretztechnik aus Österreich verwendet. Das erste speziell für Ophthalmologische Bedürfnisse gebaute, kommerziell erhältliche Ultraschalldiagnostikgerät war das Kretztechnik 7000 1965 in Zusammenarbeit mit Prof. Werner Buschmann. Gemeinsam mit Professor Karl Ossoinig wurde dann das Modell 7200 MA (s. Bild unten) entwickelt und ging 1970 in Serie. Seine Besonderheit war, dass damit der standardisierte ophthalmologische A-Bild-Ultraschall möglich war, mit dem eine sehr detaillierte Gewebsdiagnostik erreicht wurde und der heute noch neben dem B-Bild gelehrt wird. Es war in den 70er Jahren und Anfang der 80er Jahre das einzige Gerät mit dem dies möglich war. In der weiteren Entwicklung wurde der hochauflösende und dreidimensionale Ultraschall entwickelt und heute ist ein Ultraschallgerät nicht mehr so klobig, sondern ein kleines Laptop mit Schallkopf in der Augenarztpraxis (s. Bild ganz oben). Zur Geschichte der Firma Kretztechnik s. HIER
(Stand 04.07.2024)