Es handelt sich um den Druck, der vom Herzen, in Zusammenarbeit mit den elastischen Blutgefäßwänden und den sie umgebenden Muskeln, in den Blutgefäßen hervorgerufen wird. Er sollte in einem gewissen Rahmen bleiben. Laut Hochdruckliga liegt der ideale Blutdruck bei 120/80 mmHg. Von Bluthochdruck (arterieller Hypertonie) spricht man aber erst wenn der Druck in den Arterien krankhaft über einen oberen (systolischen) Wert von über 140 mmHg und über einen unteren (diastolischen) Wert von 90 mmHg gesteigert ist.
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Letztendlich ist der ideale Druck jedoch eine individuelle Angelegenheit. Viele kommen mit einem oberen Wert von 100 bestens zurecht und andere, die medikamentös zu weit heruntergeholt werden, bekommen Ohnmachtsanfälle. Das Gehirn, die Niere, das Herz brauchen einen gewissen Druck, um ausreichend versorgt zu werden. Das gilt gerade für ältere Menschen mit oft verengten Arterien. Den zu niedrigen Druck merkt man in der Regel schnell, während es das Problem ist, daß man einen zu hohen Blutdruck meist nicht merkt. Trotz Aufklärung wissen die Hälfte der Bluthochdruckerkrankten nicht, dass ihre Blutdruckwerte zu hoch sind. Er ist gleichzeitig die häufigste chronische Erkrankung.
Unterschieden werden der “primäre” und der “sekundäre” Bluthochdruck. Der sekundäre Bluthochdruck hat einen Anteil von 10% und ist vor allem durch Nieren-, Hormon- und Herzprobleme verursacht, die zuerst behandelt werden müssen. Die Ursache des primären Bluthochdrucks (essentielle Hypertonie) ist unbekannt. Er ist für 90% aller Hypertonien verantwortlich. Er betrifft 25-35% der erwachsenen Bevölkerung und kommt jenseits des 50. Lebensjahres bei ungefähr 50% und jenseits des 70. Lebensjahres bei 60-70% vor. Bei Männern tritt die Erkrankung früher auf und geht schneller in schwerere Stadien über. Generell kann man sagen, daß bei 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung die Verantwortung an einem Hypertonus dem Erbgut zugewiesen werden kann. Oft gibt es z.B. die Veranlagung zu einer Fehlregulation der Niere, die dann weniger Salz ausscheidet. Weil das Organ sich bemüht, die Salzkonzentration im Körper konstant zu halten, nimmt die Flüssigkeitsmenge in den Arterien zu.
Eine Sonderform ist der Schwangerschaftshochdruck (Hypertensive Schwangerschaftserkrankung).
Erschreckend ist die Zunahme bei Kindern. Seit 1980 hat die Anzahl der übergewichtigen Kinder um 40% zugenommen. In der Folge steigt auch die Häufigkeit des hohen Blutdrucks bei Kindern. 6% haben einen hohen Blutdruck und 12% einen hochnormalen Blutdruck (Studie von 2020). Der Hintergrund ist: Bei Übergewichtigen produziert das Bauchfett Hormone, die den Druck zusätzlich nach oben treiben.
Leider fällt den meisten Betroffenen nichts auf, bis eine ernsthafte Folgeerkrankung auftritt. Grund sind die unklaren Beschwerden bei denen viele Ursachen möglich wären und nicht gleich an hohen Blutdruck gedacht wird.
Hinweise auf einen erhöhten Blutdruck können sein: Schwindelgefühle, morgendlicher Kopfschmerz, Müdigkeit, Brustschmerzen, Kurzatmigkeit oder Nervosität.
Plötzlich auftretende sehr starke Blutdruckerhöhungen können zu einer so genannten hypertensiven Krise führen. Folgende Symptome können dabei auftreten: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Taubheitsgefühl oder Ausfall der Durchblutung in Händen und Füßen, Nasenbluten, schwere Atemnot oder Gefühl der Herzenge (Angina pectoris). Die hypertensive Krise ist ein Notfall und muß unverzüglich ärztlich behandelt werden, da sonst Schlaganfall und evt. Tod drohen.
Keine Sorge muß man jedoch haben, wenn bei körperlicher Arbeit und Sport der Blutdruck hoch geht. Dies ist eine normale Reaktion des Körpers, um auf ein erhöhtes Leistungsniveau zu kommen. Er sollte dann in der Erholungsphase aber auch schnell wieder in den normalen Bereich abfallen. Generell kann man sagen, dass vorübergehende Blutdruckspitzen bei einem ansonsten Gesunden, kein Problem darstellen. Erst wenn dies in einen dauerhaft erhöhten Druck übergeht, wird es zum Problem.
Der chronische Bluthochdruck führt zu Blutgefäßschäden (Gefäßwand-”verkalkung” = Arteriosklerose) mit daraus entstehenden Schäden der Organe im ganzen Körper, die bei stärkerer Ausprägung, insbesondere in Kombination mit anderen gefäßschädigenden Krankheiten (z.B. Zucker, hoher Cholesterinspiegel, Rauchen) bis zum Schlaganfall (auch Herzschwäche und Probleme mit den Herzkranzgefäßen mit der Folge eines Herzinfarktes können entstehen) im Allgemeinen aber auch zur Erblindung im speziellen Fall des Auges führen können. Die Lebenserwartung sinkt mit steigenden Bluthochdruckwerten. Blutgefäß- und Herzerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen der westlichen Welt. Etwa 43% aller Todesfälle bei Männern und mehr als 50% aller Todesfälle bei Frauen in Deutschland sind Folge eines hohen Blutdrucks; insgesamt mehr als 400.000 Todesfälle jährlich. Der Amerikanischen Kardiologischen Gesellschaft zufolge sterben weltweit jährlich etwa 1,16 Millionen Menschen an den Folgen einer arteriellen Hypertonie. Circa 21,5 Millionen gesunde Lebensjahre gehen jährlich aufgrund von ihr verloren.
Die arterielle Hypertonie ist übrigens auch ein wichtiger Risikofaktor für eine Demenz. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass in klinischen Studien zur medikamentösen Blutdrucksenkung aus dem Jahr 2020 bereits nach wenigen Jahren ein leichter Rückgang in der Inzidenz von neuen "Denkleistungsstörungen" (kognitiven Störungen) und Demenzen beobachtet wurde. Interessanterweise wurden nicht alle Hirnteile gleich geschädigt, wie sich in kernspintomographischen Aufnahmen zeigte. Eine der betroffenen Regionen was das sogenannte "Putamen", eine Region an der Basis des Gehirns, die für die Bewegungsregulierung verantwortlich ist, aber auch die Lernfähigkeit beeinflusst.
Direkte Schäden am Auge selbst (Einblutungen und Schwellungen der Netzhaut), womöglich mit dauerhaften Sehschäden, werden nur bei sehr hohem Blutdruck angerichtet. Durch den sehr häufigen mittelhohen Bluthochdruck werden jedoch langfristig die kleinen Blutgefäße geschädigt, ihre Wände verändern sich und die Sauerstoffversorgung des Gewebes verschlechtert sich. So kann es z.B. zu einem Absterben des Sehnerven kommen (siehe Sehnervenerkrankungen) Weiterhin steigt das Risiko für Gefäßverschlüsse (Thrombosen) im Auge deutlich. Diese können das Auge so stark schädigen, daß praktisch eine Erblindung vorliegt. Auch ein grüner Star als Folgeerkrankung von Gefäßverschlüssen kommt vor. Solche Verschlüsse merkt der Patient durch einen plötzlichen Sehabfall und sollte dann einen Augenarzt aufsuchen um die genaue Ursache und die weiteren Behandlungsschritte abklären zu lassen. Im Sinne einer früheren Behandlung - vor der Entstehung solcher “Katastrophen” - ist das Erkennen der feinen Frühveränderungen der Blutgefäße (siehe Bild unten) sehr wichtig.
Oben im Bild ist die Netzhaut gezeigt, wie man sie bei der Fundusuntersuchung sieht. Die dunklen Gefäße sind die Venen, die das Blut aus dem Auge hinaustransportieren. Die hellen Gefäße sind die Arterien, die das Blut in das Auge hineintransportieren. An manchen Stellen (Kreis) kreuzen sie sich. Ist der Druck in den Arterien sehr hoch (hoher Blutdruck) quetschen die Arterien die Venen an solchen Stellen ab. Dies ist zum einen ein Beweis für hohen Blutdruck und bedeutet aber auch, daß sich das Blut hier so stauen kann, daß es zu einem Gefäßverschluß, einer Thrombose kommt.
Einen Zusammenhang hoher Blutdruck und hoher Augeninnendruck gibt es übrigens nicht. Man kann das Eine erhöht haben, ohne das das Andere auch hoch sein muss.
Das Auge ist die einzige Stelle im Körper, an der man den Zustand der feinsten Blutgefäße begutachten kann. Dies ist bei der sogenannten Fundusuntersuchung (der Spiegelung des Augenhintergrundes) möglich. Auch Arterienverkalkung ist hier z.B. erkennbar. Mehr als für den Augenarzt, hat das Ergebnis der Untersuchung des Augenhintergrundes für den Facharzt für Innere Medizin und den Allgemeinmediziner Bedeutung, insofern als er einen Eindruck von der Blutgefäßsituation des Körpers gewinnt, die Dauer der Grunderkrankung beurteilt werden kann und die Dringlichkeit einer Einstellung des Bluthochdrucks deutlich wird. Je nach Ausmaß der sichtbaren blutdruckbedingten Gefäßschädigung werden 4 Stadien des sogenannten Fundus hypertonicus (hochdruckveränderte Netzhaut) unterschieden. Stadium I-II ist noch relativ harmlos und bei Stadium III-IV besteht schon höchste Gefahr für den Patienten. Neuerdings gibt es auch computergestützte Verfahren um anhand der Blutgefäßsituation das Risiko eines Schlaganfalls vorauszusagen (Stichwort "Talking Eyes"). Die Aussagekraft ist jedoch durchaus umstritten. In den Frühstadien lassen sich z.B. nur durch Altersveränderungen bedingte Zustände nicht so recht von rein durch hohen Blutdruck verursachten unterscheiden. Interessant ist allerdings, daß mittels eines Photos des Augenhintergrundes und seiner Auswertung mittels Computerunterstützung (statische retinale Gefäßanalyse) bei enger Pupille, sich schon beim Kind mit hohem Blutdruck Verengungen der kleinsten Blutgefäße (Verengung der Arteriolen) nachweisen lassen.
Das Hauptproblem ist, daß die Hälfte der Bluthochdruckkranken nichts von ihrer Krankheit wissen und je nach Literaturquelle 15-30% der bekannten Hochdruckkranken nicht ausreichend - d.h. unter 140/90mmHg - eingestellt sind.
Neuere - aber teilweise umstrittene - Studien (SPRINT) zeigen sogar eine Senkung der Sterblichkeit bzw. das des Auftretens von Herzinfarkt in Kombination mit Herzinsuffizienz und herzmuskelbedingtem Tod, um 25%, wenn der Druck auf Werte unter 120mmHg systolisch eingestellt wurde. Dies galt aber nur für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz). Auch die Bedeutung und die Vor- und Nachteile der Blutdruckmedikamente mussten nach der Studie neu überdacht werden. Insbesondere die Betablocker kamen “nicht gut weg”, da sie deutlich weniger effektiv als die modernen Medikamente waren.
Aus augenärztlicher Sicht ist auch sehr zweifelhaft, ob diese niedrigen Drücke so gut für einen evt. vorgeschädigten Sehnerven (z.B. beim Grünen Star) sind. Hier sollte man auf keinen Fall zu niedrige Blutdruckwerte anstreben.
Inzwischen gibt es auch Stimmen, die eine so starke Absenkung als unnötig oder gar gefährlich bezeichnen und den Zielblutdruck im oberen (systolischen) Bereich bei 130mmHg für völlig ausreichend befinden. Bei inzwischen mehr als 4000 besonders auf Bluthochdruck spezialisierten Fachärzten (zertifizierte Hypertensiologen) haben wir in Deutschland nämlich mit diesem Druck seit 2003 erstmals deutliche Rückgänge bei den Schlaganfällen erreicht, die vorher jedes Jahr zugenommen hatten. Bei Altenheimbewohnern deren Blutdruck mit 2 oder mehr blutdrucksenkenden Medikamenten auf unter 130mmHg systolisch (oberer Wert) eingestellt wurde, fand sich sogar eine um 78 Prozent erhöhte Sterblichkeit gegenüber Bewohnern, die nur ein Mittel zur Blutdrucksenkung erhielten und deren Blutdruck dabei bei über 130 lag (PARTAGE-Studie).
Man kann also auch des Guten zu viel tun und dem Laien - aber auch dem Mediziner - drängt sich da schon mal der Verdacht auf, die Pharmaindustrie möchte am liebsten alle mit Medikamenten versorgen. Letztendlich kann man bei einem an sonsten gesunden Patienten nach oben schon mal großzügiger sein und gelegentliche Spitzen von 160 akzeptieren. Kommen jedoch andere Risikofaktoren für Schlaganfall oder Herzinfarkt dazu, wie Übergewicht, Nierenprobleme oder Diabetes, wird zu einem früheren Medikamenteneinsatz geraten.
Eine ideale Einstellung des Blutdrucks über den ganzen Tag ist sehr wichtig. Nicht nur zu hoher, sondern auch zu niedriger Blutdruck ist schädlich. Insofern ist auch bei laufender medikamentöser Therapie eine Selbstkontrolle des Blutdrucks zu verschiedenen Tageszeiten notwendig. Vielleicht ist ja die Medikation auch zu stark ! Die Meßergebnisse sollten dann mit dem betreuenden Arzt besprochen werden. Durch regelmäßigen Ausdauersport (mindestens 3mal die Woche eine Stunde) kann ich den Blutdruck senken. Autogenes Training und andere Entspannungsverfahren helfen in Krisensituationen ruhiger zu bleiben. Die Ernährung sollte nicht zu salzhaltig sein. Übergewicht verschlimmert die Situation, daher sollte ein Normalgewicht angestrebt werden. Weitere gefäßschädigende Erkrankungen (Diabetes, hoher Cholesterinspiegel) müssen auch behandelt werden. Generell sollte es nach stressigen Phasen (z.B. Arbeit unter Zeitdruck) im Beruf oder im Privatleben immer Pausen geben, in denen der Körper sich erholen kann. Im Arbeitsleben sollte daher eine Erholungskultur mit systematischen Pausen existieren. Siehe auch Programme im Internet. Eine schöne Übersicht, was Stress eigentlich ist und was bei Stress allgemein im Körper so passiert, finden Sie HIER.
http://www.hochdruckliga.de/(Seiten der Hochdruckliga), dort auch Telefonhotline mit 06221-588555
(Stand 31.10.2024)