Kontaktlinsen:

Kontaktlinsen sind kleine Scheibchen aus unterschiedlichen Kunststoffmaterialien, die direkt auf das Auge - genauer gesagt die Hornhaut - aufgebracht werden, um die Brille zu ersetzen, bzw. einen Sehfehler zu korrigieren.

Kontaktlinse noch vor dem Auge

Zahlen:

Geschätzt 3,7 Millionen Personen der deutschen Bevölkerung über 16 Jahre tragen Kontaktlinsen (Stand 2021). Im Vergleich zum europäischen Ausland und den USA ist dies eher wenig. In den USA stieg die Zahl der Kontaktlinsenträger von 32 Millionen im Jahr 2002 auf 40,9 Millionen im Jahr 2014. 55% der deutsche Kontaktlinsenträger benutzen n die Kontaktlinsen gelegentlich (Sport, Freizeit etc.) und 45% regelmässig. Laut einer Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2005 gaben 81% der Kontaktlinsenträger an weiche Kontaktlinsen (s.u.) zu verwenden.

Vorteile von Kontaktlinsen:

Sie beschlagen nicht wie eine Brille. Vor allem seit dem Maskenzwang in der Coronapandemie ein echtes Argument. Insbesondere im Verhältnis zu starken Brillengläsern sind sie kosmetisch schöner und geben einen breiteren “Ausblick” (Gesichtsfeld) ohne störende Erscheinungen am Glas- oder Brillenrand. Bestimmte Berufe können Brillen auch nicht durchgehend gebrauchen (z.B. Schauspieler, Arbeiter in feuchten bzw. Kühl-Räumen, Taucher,etc.). Die Kontaktlinsen sind nicht so im Weg und können nicht so leicht zerstört werden wie eine Brille, z.B. beim Sport. Bei Weitsichtigkeit ist das Sehen teilweise schärfer als mit der Brille. Bei Kurzsichtigen entsteht, so eine Art Weitwinkeleffekt. So oder so fällt der schlechter korrigierte Randbereich der Brillen weg. Für Mannschaftssportarten ist das von Vorteil, da man besser erkennen kann, wer sich z.B. neben einem freiläuft. Es gibt weiterhin die Möglichkeit Farbstörungen oder teilweises Fehlen der Regenbogenhaut oder aber häßliche Hornhauttrübungen durch bemalte Kontaktlinsen zu verdecken. Letztendlich ist dies bei exakter Anpassung, korrekter Trageweise, Behandlung und Kontrolle eine Korrektur ohne Risiko. Laseroperationen sind da schon problematischer und vor allem nicht rückgängig zu machen.

Nachteile von Kontaktlinsen:

Höhere Kosten, mehr Pflegeaufwand, höhere Komplikationsrate (Keratitis, Hornhautgeschwüre), größere Oberflächenbelastung für das Auge (Sauerstoffmangel, mechanische Schäden, Blutgefäßeinsprossungen), Allergien gegen die Reinigungslösungen (gigantopapilläre Bindehautentzündung) und die Notwendigkeit von häufigeren Kontrollen. Probleme bei staubigen Berufen und austrocknender Umgebung (Zugige Umgebung, Klimaanlage, Bildschirmarbeit). Hauptgründe für das Wiederabsetzen von Kontaktlinsen sind nach einer Umfrage bei ehemaligen Kontaktlinsenträgern: Sie seien unpraktisch, unangenehm, unverträglich und die Brille sehe genauso gut aus.

Wer sollte keine Kontaktlinsen tragen ?

Es gibt Grunderkrankungen der Augen, die das Tragen von Kontaktlinsen verbieten, da Probleme vorprogrammiert sind. Hierunter fallen Lidfehlstellungen wie Entropium und Ektropium, da hier die Linse nicht regulär sitzen kann. Bei immer wiederkehrenden Augenentzündungen wie chronischer Blepharitis und Neigung zu Gerstenkörnern besteht eine große Gefahr, daß die Keime unter den Kontaktlinsen die Hornhaut angreifen. Veränderungen von Bindehaut und Hornhaut, die keine glatte Fläche für die Kontaktlinse ermöglichen wie das Flügelfell, der Lidspaltenfleck oder vorstehende Hornhautnarben nach Verletzungen. Hornhautschäden und -erkrankungen, die durch die Belastung des Kontaktlinsentragens dekompensieren könnten wie z.B. Endotheldystrophien, da hier die Hornhaut sowieso schon schlecht versorgt ist. Nach Operationen des Grünen Stars mit einem großen Sickerkissen darf keine Linse verwendet werden. Trockene Augen mit einem schlechten Tränenfilm sind in der Regel aufgrund der resultierenden Oberflächenprobleme nur für kurzfristiges Tragen geeignet. Wobei es hier natürlich auf das Ausmaß der Trockenheit an sich ankommt. Ein Ausschlußkriterium ist das Trockene Auge nicht. Letztendlich muß in solchen Fällen der Augenarzt beurteilen ob das Risiko vertretbar ist und der Alltag - unter Kontrolle - zeigen, wie gut es funktioniert.

Bedeutung regelmäßiger Kontrollen:

Alle Kontaktlinsenarten können Schäden an der Augenoberfläche hervorrufen. Insbesondere bei weichen Kontaktlinsen kann dies lange Zeit beschwerdefrei verlaufen. Je früher Probleme erkannt werden, desto unproblematischer kann man Dauerschäden verhindern. Das bedeutet immer - insbesondere wenn die Linsen im Internet oder ohne fachkundige Anpassung gekauft wurden - muß bei Kontaktlinsenträgern eine regelmäßige Kontrolle der Augenoberfläche durch einen Augenarzt erfolgen. Bei unklaren Beschwerden, die mit einem roten Auge, Sehverschlechterungen oder Schmerzen einhergehen ist dies besonderes dringlich. Abgesehen von den Sonderformen (vT-Linsen, Ortho-K-Linsen, s.u.) und bei Problemen sollte bei weichen Linsen halbjährlich und bei harten Linsen jährlich eine augenärztliche Kontrolle erfolgen. Vorher natürlich bei der Erstanpassung und 2-3 Monate danach. Entscheidend ist letztendlich, daß die Linse zunächst erst mal richtig angepaßt ist und Sitz und Linsentyp zum Träger passen. Ein subjektiv komfortabler Sitz am Anfang ist keine Garantie, daß nicht später große Probleme auftreten. Dies ist das große Manko der weichen Linsen, daß selbst falsch sitzende Linsen, die auf jeden Fall später zu Problemen führen werden, häufig zunächst gut vertragen werden und die unkontrollierte Internetbestellung daher verbreitet ist.

Gefäßeinsprossung durch Kontaktlinsen, leicht (BVA)

Gefäßeinsprossung durch Kontaktlinsen, massiv (BVA)

Diese beiden Bilder (entnommen dem öffentlichen Bildarchiv des Berufsverbandes der Augenärzte) zeigen - auf dem oberen Bild gering im oberen Randbereich und auf dem unteren Bild vom oberen Rand bis fast bis zur Mitte der Hornhaut reichend - was droht, wenn man bei ständigem Sauerstoffmangel unter der Kontaktlinse nicht rechtzeitig reagiert. In die normalerweise blutgefäßfreie und klare Hornhaut sprießen Äderchen ein. Solche Schäden entstehen, wenn Kontaktlinsen nicht exakt und individuell angepasst sind, zu geringe Sauerstoffdurchlässigkeit haben, zu lange getragen werden (Over-wear-Syndrom) und wenn die augenärztlichen Kontrolluntersuchungen und die dabei empfohlenen Tragezeiten nicht eingehalten werden. Dem unteren Auge droht dauerhafter Verlust der Sehschärfe durch fortschreitende Hornhauttrübung.

Bedeutung der Hornhautinfektionen und der Hygiene:

Während Reizerscheinungen (Rotes Auge, Fremdkörpergefühl) durch Handhabungsfehler, wie zu lange Tragedauer, ungünstige Arbeitsumgebung und falscher Linsensitz etc. häufig vorkommen (50% der Kontaktlinsenträger klagen mindestens einmal im Jahr darüber), sind echte Infektionen glücklicherweise seltener aber um so kritischer. Die Hälfte aller durch Bakterien bedingten Infektionen der Hornhaut treten im Zusammenhang mit Kontaktlinsen auf. Das Risiko für eine Oberflächeninfektion der Hornhaut (mikrobielle Keratitis) ist für Kontaktlinsenträger 80-mal (!!) höher als für Menschen, die keine Kontaktlinsen tragen. Die Häufigkeit hängt vom Kontaktlinsenmaterial ab. Bei harten Linsen kommt dies zwei mal pro Jahr und 10.000 Trägern vor, bei weichen 4 mal und das Über-Nacht-Tragen erhöht das Infektionsrisiko um das Achtfache. Als Hauptursache muß man Hygieneprobleme aufführen. 58% der Träger führen z.B. das abendliche Abspülen und Kontaktlinsen-Reiben nicht fachgerecht durch. Manche meinen Wasser (35%) oder Kochsalzlösung zum Spülen und Reinigen reicht, wechseln die Aufbewahrungsflüssigkeit nicht regelmäßig oder reinigen den Kontaktlinsenbehälter nicht entsprechend. Vergleiche auch die Seite: Kontaktlinsenhandhabung. Die Oberfläche einer weichen Kontaktlinse ist wie ein Schwamm aufgebaut. Mikroorganismen finden in dem feuchtwarmen Klima des Auges ideale Bedingungen um zu wachsen. Liegt dann noch ein kleiner Riss der Hornhautoberfläche vor, den es häufig auch bei harten Kontaktlinsen gibt, können bösartige Erreger (z.B. Akanthamöben - wie sie im Leitungswasser vorkommen können) in die Hornhaut eindringen und schlimmste Schäden anrichten. Dauerhafte Sehminderungen können bei schweren Verläufen, je nach Erreger in bis zu 30% der Fälle auftreten. Vor allem bei Akanthamöben und Pilzen kann eine notfallmäßige Hornhautverpflanzung, d.h. Austausch der Hornhaut, notwendig werden, um Erblindung zu verhindern. Sitzen die Kontaktlinsen nicht ideal und belasten die Oberfläche der Hornhaut mechanisch oder durch zu geringe Sauerstoffdurchlässigkeit, steigt die Infektionsanfälligkeit zusätzlich. Weiterhin sind Raucher und Ausdauersportler (s. unten Kontaktlinsen und Sport) durch den Glukosemangel und den anaeroben Stoffwechsel während der Höchstleistung, vermehrt gefährdet.

Gründe für eine Unverträglichkeit von Kontaktlinsen:

Akut ist dies natürlich der Fremdkörper unter der Linse oder eine Oberflächenverletzung (siehe auch unter Schmerzen am Auge). Längerfristig kann die Unverträglichkeit auch eine Folge von zu langer Tragedauer und Sauerstoffmangelerscheinungen der Oberfläche (siehe auch Text zu obigen Bildern) sein. Eine nicht dem Auge perfekt angepasste Form und falsche Beweglichkeit führt zu Oberflächenschäden mit zunehmenden Beschwerden. Das Kontaktlinsenmaterial mit seinen unterschiedlichen Eigenschaften ist bei problematischen Augen von großer Bedeutung. Hier muß auch noch die Benetzbarkeit (gleichmäßige Befeuchtung) der Linse und dieunterschiedliche Neigung zur Verdunstung von Tränenflüssigkeit je nach Linse erwähnt werden. Weitere Einflüsse gehen auf die Zusammensetzung des Pflegemittels zurück. Manche Linsenmaterialien werden durch das falsche Pflegemittel angegriffen und in der Form verändert. Auch ungeeignete Umgebungen mit viel Staub, chemischen Dämpfen und sehr trockener Luft oder Zug sind problematisch. Siehe auch im Kapitel über die Bedeutung der Luftfeuchtigkeit für die Augen. Der Hauptgrund ist jedoch das Trockene Auge, insbesondere im Zusammenhang mit wiederkehrenden Lidrandentzündungen (Blepharitis). 40-50% der Kontaktlinsenträger klagen über trockene Augen, dies ist deutlich mehr als bei Nicht-Kontaktlinsenträgern. Drei Viertel derer, die das Tragen von Kontaktlinsen aufgegeben haben, begründen dies mit mangelndem Tragekomfort aufgrund von Trockenheitssymptomen. Hier ist es entscheidend das Trockene Auge (vor allem bei Meibomdrüsendysfunktion, s. auch unter Lidrandhygiene) und die Lidrandentzündungen richtig zu behandeln. Bei konsequenter Anwendung von Tränenersatzstoffen (künstlichen Tränen) und ggf. feucht-warmen Kompressen mit Lidrandhygiene kann bei vielen Patienten mit Kontaktlinsenunverträglichkeit wieder ein komfortableres Tragen der Kontaktlinsen ermöglicht werden. Akut ist dies natürlich der Fremdkörper unter der Linse oder eine Oberflächenverletzung (siehe auch unter Schmerzen am Auge). Längerfristig kann die Unverträglichkeit auch eine Folge von zu langer Tragedauer und Sauerstoffmangelerscheinungen der Oberfläche (siehe auch Text zu obigen Bildern) sein. Eine nicht dem Auge perfekt angepasste Form und falsche Beweglichkeit führt zu Oberflächenschäden mit zunehmenden Beschwerden. Das Kontaktlinsenmaterial mit seinen unterschiedlichen Eigenschaften ist bei problematischen Augen von großer Bedeutung. Hier muß auch noch die Benetzbarkeit (gleichmäßige Befeuchtung) der Linse und dieunterschiedliche Neigung zur Verdunstung von Tränenflüssigkeit je nach Linse erwähnt werden. Weitere Einflüsse gehen auf die Zusammensetzung des Pflegemittels zurück. Manche Linsenmaterialien werden durch das falsche Pflegemittel angegriffen und in der Form verändert. Auch ungeeignete Umgebungen mit viel Staub, chemischen Dämpfen und sehr trockener Luft oder Zug sind problematisch. Siehe auch im Kapitel über Der Hauptgrund ist jedoch das Trockene Auge, insbesondere im Zusammenhang mit wiederkehrenden Lidrandentzündungen (Blepharitis). 40-50% der Kontaktlinsenträger klagen über trockene Augen, dies ist deutlich mehr als bei Nicht-Kontaktlinsenträgern. Drei Viertel derer, die das Tragen von Kontaktlinsen aufgegeben haben, begründen dies mit mangelndem Tragekomfort aufgrund von Trockenheitssymptomen. Hier ist es entscheidend das Trockene Auge (vor allem bei Meibomdrüsendysfunktion, s. auch unter Lidrandhygiene) und die Lidrandentzündungen richtig zu behandeln. Bei konsequenter Anwendung von Tränenersatzstoffen (künstlichen Tränen) und ggf. feucht-warmen Kompressen mit Lidrandhygiene kann bei vielen Patienten mit Kontaktlinsenunverträglichkeit wieder ein komfortableres Tragen der Kontaktlinsen ermöglicht werden.

Arten von Kontaktlinsen:

Harte (formstabile) Kontaktlinsen schwimmen auf dem Tränenfilm, bewegen sich mit jedem Lidschlag 1 bis 1,5mm hin und her und berühren das Auge kaum. Ihr Durchmesser ist etwas kleiner als der der Hornhaut und sie sind inzwischen (s.a. Kontaktlinsenmaterialien) hochsauerstoffdurchlässig erhältlich.

Aus diesen Gründen kann die Ernährung der Hornhautoberfläche über den Tränenfilm und die Sauerstoffversorgung der Hornhaut besser erfolgen. Dies macht sie für Ausdauersportarten (s.u.) besser geeignet. Es gibt weniger Probleme mit Lufttrockenheit und chemischen Dämpfen. Dafür fallen sie leichter heraus und sind für Kontaktsportarten und in staubiger Umgebung weniger geeignet. Sie können und müssen sehr präzise und genau an das Auge angepaßt hergestellt werden. Bei stärkeren Hornhautverkrümmungen oder gar einem Keratokonus sind sie die einzige Kontaktlinsenform, die anwendbar ist, teilweise sogar die einzige Korrekturform, da Brillen hier nicht mehr funktionieren Sie müssen aber regelmäßig getragen werden und eine Eingewöhnung (Abhärtung der Augenoberfläche) ist notwendig. Leider kommen die - augenärztlich viel unproblematischeren - harten Kontaktlinsen stark ausser Mode und manche Kontaktlinsenhersteller haben auch schon ihre Produktion aufgegeben, da die weichen Linsen einfacher anzupassen und komfortabler sind und der “Kunde” sozusagen “mit den Füssen abstimmt”. Derzeit haben sie einen Anteil von 8% an den angepassten Kontaktlinsen. Wer jedoch seinen Augen “etwas Gutes” tun will und diese dauerhaft, also nicht nur gelegentlich, tragen möchte, sollte sich aus augenärztlicher Sicht immer harte Kontaktlinsen anpassen lassen. Es gibt sie für kurzsichtige, weitsichtige und Augen mit Hornhautverkrümmung.

Weiche (flexible) Kontaktlinsen bestehen aus flexiblem, wasserhaltigen Kunststoff (s.a. Kontaktlinsenmaterialien) und passen sich der Form der Augenoberfläche an. Sie nehmen Tränenflüssigkeit auf, schwimmen nicht auf dem Tränenfilm und schmiegen sich fest an die Augenoberfläche. Ihr Durchmesser ist größer (1-2mm) als der der Hornhaut. Der Tragekomfort ist besser als bei den harten Kontaktlinsen, sie erfordern kaum Eingewöhnung und sie können kaum noch (sogar beim Schwimmen) verloren werden. Für den Gelegenheitsträger sind sie die einzige Option. Weiterhin gibt es mit staubiger Umgebung weniger Probleme. Ungeeignet sind sie jedoch bei trockener Luft und bei chemischen Dämpfen. Der entscheidende Nachteil ist eine schlechtere Versorgung der Augenoberfläche mit Sauerstoff und Nährstoffen, da sie dem Auge direkt aufsitzen und den Austauch der Tränenflüssigkeit unter ihrer Oberfläche kaum zulassen (siehe auch Bedeutung des Tränenfilms). Hier sind regelmäßige Kontrollen (z.B. halbjährlich) durch den Augenarzt angebracht, der Sauerstoffmangelerscheinungen der Hornhaut (s. Bilder oben) oder ungünstigen oberflächenschädigenden Sitz früh erkennen kann und so Dauerschäden vermeiden hilft. Auch sollten die weichen Kontaktlinsen erst eine Weile nach dem Aufstehen eingesetzt und eine Stunde vor dem zu Bett gehen herausgenommen werden, damit die Hornhaut vor und nach der Nacht noch etwas mehr Sauerstoff und Nährstoffe bekommen kann, bzw. gelegentliche Tragepausen - z.B. am Wochenende - sind immer von Vorteil. Die sogenanten “Jahreslinsen”, bzw. traditionellen Weichlinsen (früher gab es keine Tauschsysteme) werden 0,5-2 Jahre getragen und dann ausgetauscht. Hier gibt es sehr viele individuelle Formen und sogar Maßanfertigungen bei ungewöhnlichen Hornhautoberflächen bei denen Standardformen nicht richtig sitzen. Sie machen nur noch 5,3% (Stand 2013) der angepassten Kontaktlinsen aus.

Heutzutage Standard bzw. am häufigsten verwendet werden die Austauschsysteme bzw. Tauschlinsen (meist sogenannte “Monatslinsen”). Hier handelt es sich um preiswertere weiche Linsen, die nach einem Monat (daher der Name) oder je nach Marke auch nach 3 Monaten oder 2 Wochen weggeworfen und durch ein neues Paar ersetzt werden. Ihr Anteil betrug 2014 62%. Der Vorteil ist, daß Unverträglichkeitsreaktionen (Allergien, Rötung, Brennen) seltener vorkommen, da die Oberfläche der Linse noch nicht gealtert ist und Ein- und Auflagerungen von Fremdstoffen (Konservierungsmittel, chemische Substanzen, Eiweiße etc.) nicht übermäßig erfolgen können, wie dies bei Kontaktlinsen, die 1-2 Jahre getragen werden, vorkommt. Preiswerter heißt hier übrigens nicht schlechte Qualität und größere Gefahren für das Auge. Austauschsysteme (incl. Tageslinsen) werden daher zunehmend als Ersatz für die normalen Linsen genommen und sind derzeit mit 88% die häufigste verwendete Kontaktlinsenform. Inzwischen gibt es hier ein unübersichtliches Angebot der verschiedenen Hersteller. Wichtige Unterschiede betreffen das Kontaktlinsenmaterial. Der Nachteil ist, daß nur eine begrenzte Anzahl an Formen erhältlich ist, Sonderlösungen, wie z.B. extreme Werte (z.B. bei starker Hornhautverkrümmung) hier häufig nicht erhältlich sind und für zahlreiche Augen dies daher keinen idealen Sitz gewährleistet. Prinzipiell gibt es sie auch für kurzsichtige, weitsichtige und Augen mit Hornhautverkrümmung.

Die Tageslinsen gehören vom Prinzip auch zu der Gruppe der Austauschsysteme. Es sind Linsen, die nicht gereinigt werden müssen - wie alle obigen Linsen - sondern nach Gebrauch einfach weggeworfen werden (Einmallinsen). Sie bieten sich vor allem an für Allergiker und Gelegenheitsträger (1-2mal die Woche zum Sport und vor allem beim Schwimmen und Tauchen aus hygienischen Gründen) an. Bei täglichem Tragen ist jedoch die Monatslinse die kostengünstigere und präzisere Lösung. Materialtechisch sind sie nach ursprünglich sehr einfacher Beschaffenheit inzwischen in besten Qualitäten zu erhalten. Aufgrund des fehlenden Reinigungsaufwandes und der allgemein vorherrschenden Tendenz zur Bequemlichkeit werden sie wohl die Linsen der Zukunft sein. Aufgrund des nicht immer idealen Sitzes - mangels begrenztem Formangebot - werden dann aber die Probleme auch zunehmen. Auch extremere Werte bei den Hornhautverkrümmungen sind nicht erhältlich. Es gibt sie für kurzsichtige, weitsichtige und Augen mit Hornhautverkrümmung. Letztere bezeichnet man auch als Torische Linsen. In 2013 betrug der Anteil der Tageslinsen am Kontaktlinsenmarkt 25%. Sie sind generell keine Kassenleistung.

Eine weitere Entwicklung im Bereich der weichen Linsen sind solche, die nachts gar nicht mehr herausgenommen werden müssen (7-Tage- oder 30-Tagelinsen bzw. Dauertragelinsen oder auch vT-Linsen, also Linsen für verlängerte Tragezeit). Aufgrund ihrer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit soll dies kein Problem darstellen. Die Meinungen hierzu sind sehr geteilt und es kommen sicherlich nur häufig kontrollierte Patienten mit robusten Augenoberflächen in Frage. Von allen Kontaktlinsenarten haben sie die höchste Rate an Hornhautentzündungen als Folge und werden daher von Augenärzten sehr ungern angepasst. Näheres siehe auch unter Kontaktlinsenmaterialien. Die extreme und für das Auge natürlich gute Sauerstoffdurchlässigkeit wird allerdings mit materialbedingt etwas geringerem Tragekomfort erkauft.

Vor einigen Jahren aufgekommen sind die sogenannten Ortho-K-Linsen: Sie ermöglichen nach 8 Stunden nächtlichem Tragen Kurzsichtigen (von -0,75 bis -4,5 dptr Kurzsichtigkeit und maximal 1,5 dptr Hornhautverkrümmung) anschließend 8-16 Stunden ein scharfes Sehen ohne Brille und ohne Kontaktlinse. Die sogenannte Orthokeratologie ist die Lehre von der Anpassung solcher Linsen. Es handelt sich dabei um eine gezielte Modellierung der Hornhautoberfläche (sie wird sozusagen in die richtige Form gebogen) durch spezielle für den einzelnen Patienten angepaßte harte Kontaktlinsen. Als Besonderheit wird hervorgehoben, daß im Gegensatz zu den Laseroperationen die Veränderungen komplett wieder verschwinden, wenn man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Die Studien zur langfristigen Verträglichkeit, dieser ja jede Nacht zu tragenden Linsen, ergaben gewisse Risiken, wie zum Beispiel das deutlich häufigere Auftreten von Hornhautgeschwüren. Patienten mit trockenen Augen sollten die Linsen daher ganz meiden. Bei bestimmten Berufen ist das Tragen solcher Linsen sogar verboten (z.B. Polizei, Pilot). Grund ist die fehlenden Stabilität des Sehvermögens über den Tag. Die Verkehrstüchtigkeit ist dadurch evtl. eingeschränkt oder teilweise auch nicht vorhanden ! Lässt der Effekt zu früh nach, kann die Linse im Tagesverlauf allerdings einfach wieder eingesetzt werden und wird wie eine normale Linse getragen. Insgesamt sind diese Linsen wenig verbreitet, werden nur von Spezialisten angepasst und bedürfen sehr regelmäßiger Kontrollen. Interessanterweise solll man mit ihnen auch einen bremsenden Einfluss auf die Entwicklung der Kurzsichtigkeit erzielen können.

Ein anderer Ansatz die Entwicklung der Kurzsichtigkeit zu bremsen ist ein spezielles Linsendesign bei tagsüber zu tragenden weichen Kontaktlinsen. In den äusseren Bereichen der Kontaktlinse erfolgt eine geringere oder keine Korrektur der Kurzsichtigkeit (peripherer hyperoper Defokus). Hier wurde ein leicht bremsender Effekt auf das Fortschreiten bewiesen. Ausreichend sichere Ergebnisse über einen längeren Zeitraum sind nicht bekannt. Beworben werden sie mit einem Verlangsamungseffekt von 29-45%.

Sogenannte multifokale oder Mehrstärkenkontaktlinsen sind meist weiche Linsen, die mehrere Entfernungsbereiche abdecken und zur Korrektur der Alterssichtigkeit gedacht sind. Es kommt jedoch zu Kontrastverlusten (flaueres Bild) in allen Entfernungen und damit zu Problemen bei schlechter Beleuchtung (Autofahren nachts z.B.) und beim genauen Nahsehen. Weiterhin können sich viele an den anders gearteten Seheindruck nicht gewöhnen oder die Eingewöhnungsphase dauert Wochen. Bei nicht zu hohem Sehanspruch kommt man jedoch in vielen Alltagssituationen als Alterssichtiger gut zurecht. In der Anpassung sind sie sehr anspruchsvoll. Sie sind als Jahreslinsen oder Austauschsysteme erhältlich. Näheres hierzu auch in einem Video im Internet.

Aus therapeutischen Gründen werden die sogenannten Verbandslinsen ohne Stärke verordnet. Hier erfolgt keine Sehfehlerkorrektur, sondern der vorübergehende Schutz der Hornhaut bei Verletzungen oder Oberflächenschäden wie z.B. einer Hornhauterosion.

Eine mehr kosmetische Lösung sind die farbigen Kontaktlinsen zur Änderung der Augenfarbe oder die Funlinsen (s. Bild unten) mit bunten Aufdrucken für Fasching oder besondere Anlässe. Leider sind sie meist von schlechter Qualität und Sauerstoffdurchlässigkeit und sollten nicht dauerhaft getragen werden.

Deko-Kontaktlinsen

Unter individuellen Linsen versteht man übrigens Maßfertigungen für das jeweilige Auge. Dies kann bei komplizierten Augenoberflächen oder Lidstellungen Sinn machen und ist dann auch verträglicher als Standardmaße. Ein bißchen so wie der Unterschied zwischen maßgeschneiderten Schuhen und Konfektionsware.

In der Entwicklung sind auch Hightech-Kontaktlinsen, die den Blutzuckerspiegel im Tränenfilm messen und dann die Werte an ein Smartphone übertragen. Eine Tochterfirma von Google arbeitet daran.

Kontaktlinsen und körperliche Belastung (Sport):

Ein sehr heikles Kapitel, da vor allem beim Hochleistungssport zahlreiche Probleme auftauchen. Unter den weichen Linsen kommt es zu einem starken Wärmestau mit Abfall der Konzentration der natürlichen antibakteriellen Substanzen (Lysozym, siehe oben Hornhautinfektionsrisiko bzw. unter Tränenfilm) und einem Konzentrationsanstieg der sogenannten Prostaglandine, der die Einsprossung von Gefäßen in die klare Hornhaut fördert (s. Photos oben). Vor allem bei übersäuernden Sportarten (z.B. 1000m-Lauf , Rudern etc.) aber auch bei Ausdauersportarten (Marathon, Triathlon) tritt eine zunächst vorübergehende Hornhauttrübung auf, die das Sehvermögen während der Aktivität nach einer gewissen Zeit einschränkt (Kein Ultratriathlet kann die ganze Strecke weiche Kontaktlinsen tragen !). Aufgrund der höheren Sauerstoffdurchlässigkeit sind daher harte Kontaktlinsen trotz des höheren Verlustrisikos für solche Sportarten eher zu empfehlen (s.a. Auge und Sport). Wenn trotzdem während derartiger Sportarten weiche Kontaktlinsen getragen werden, sollte wenigstens im sonstigen Privatbereich der harten Kontaktlinse der Vorzug gegeben werden. Zu Kontaktlinsen beim Tauchen siehe im entsprechenden Kapitel.

Besondere Situationen:

Bei Flugreisen besteht in der Flugzeugkabine ein geringerer Feuchtigkeits- und Sauerstoffgehalt in der Luft, d.h. weiche Linsen sollten während des Fluges mindestens nachbefeuchtet und am besten gar nicht getragen werden, insbesondere wenn sie nicht sehr sauerstoffdurchlässig sind.

Zahlreiche Medikamente aber auch hormonelle Umstellungen im Rahmen einer Schwangerschaft verändern den Tränenfilm, so daß es zu Unverträglichkeiten der Linsen kommen kann.

Die Sauna stellt kein Problem dar. Schminken sollte man sich erst nach Einsetzen der Linse.

Weiteres:

Details über die Handhabung von weichen Kontaktlinsen finden Sie auf der Seite Kontaktlinsenhandhabung

Details über die Anpassung von Kontaktlinsen und die für den Laien verwirrenden Maße auf den Linsenpackungen lesen Sie auf der Seite Kontaktlinsenanpassung.

Informationen im Internet:

http://www.augeninfo.de/patinfo/koli.pdf (Berufsverband der Augenärzte)

(Stand 05.11.2024)