Morgendämmerung
Das Sehen in der Dämmerung und bei Nacht hat zahlreiche Besonderheiten, die nicht mit der Situation bei Tag zu vergleichen sind:
Die Pupille ist weiter, um mehr Licht in das Auge zu lassen. Deswegen hat man, vergleichbar der weiten Blende bei einer Photokamera, einen schmaleren Bereich der scharf abgebildet wird (eine geringere Schärfentiefe). Kleinere Sehfehler fallen mehr auf. Manch einer, der meint er wäre nachtblind, bräuchte einfach nur eine Brille.
Man sieht unschärfer, weil unterhalb einer gewissen Helligkeit nur noch bestimmte Rezeptoren (Stäbchen) in der Netzhaut funktionieren. Gerade diese sind jedoch im besonders hochauflösenden Zentrum der Netzhaut (Makula) nicht vorhanden. Man kann mit den Stäbchen auch nur Schwarz/Weiß sehen. (“nachts sind alle Katzen grau”)
Die Netzhaut muß ihre Leistungsfähigkeit erst langsam "hochfahren" (Dunkeladaptation), indem sich der Stoffwechsel in den Photorezeptoren verändert. Dies dauert aber. Jeder, der im Dunkeln schon mal spazieren gegangen ist, hat festgestellt, daß er nachdem Verlassen des hellen Hauses, am Anfang erstmal wenig sieht und nach einer Viertelstunde deutlich mehr.
Viele klagen über Sehprobleme im Dunkeln, insbesondere beim Autofahren und befürchten eine Nachtblindheit zu haben. Letztere würde jedoch bedeuten im Dunkeln gar nichts sehen zu können (s. unter Nachtblindheit).
Unterscheiden muß man auch, ob jemand einfach nicht die nötige Sehschärfe hat und einfach eine Brille braucht oder aber an einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit/ Lichtempfindlichkeit leidet (s.a. Bedeutung des Lichtes), die auch zu Sehproblemen führt. Hinter diesen Schwierigkeiten steckt ein ganzes “Sortiment” an meist harmlosen Veränderungen:
Dieser Begriff bedeutet, daß jemand scheinbar nur nachts kurzsichtig ist und daher nicht so gut weit Sehen kann, was sich vor allem beim nächtlichen Autofahren bemerkbar macht. In Wirklichkeit handelt es sich allerdings meist um Personen, die auch tagsüber eine Brille bräuchten, dies allerdings dann nicht so merken, weil es hell genug ist und bei heller Beleuchtung auch Augen mit leichtem Sehfehler häufig gut zurechtkommen. HIntergrund ist hier unter anderem die engere Pupille, die eine höhere Schärfentiefe nach sich zieht. Nachts fällt die Sehschärfe je nach Resthelligkeit prinzipiell auf die Hälfte ab und die nachts weite Pupille führt - aus optischen Gründen im Auge - zusätzlich zu einem leichten Kurzsichtigkeitseffekt. Wenn jemand schon tagsüber keine ganz volle Leistung bringt, fällt dies Nachts dann natürlich noch mehr auf. Dieses Problem lässt sich also mit einer Brille korrigieren, die tagsüber und nachts von Vorteil wäre, nur nachts wird die Wirkung deutlicher. Bei vereinzelten Personen, meist mit nachts besonders weiten Pupillen kann es allerdings zu einem Unterschied zu tagsüber von bis zu -0,5 Dioptrien kommen. Hier ist bei Berufskraftfahrern dann evtl. eine reine Nachtfahrbrille sinnvoll. Näheres zur Bedeutung des Sehens bei Nacht auch im Kapitel Autofahren und Auge.
Vor allem beim trockenen Auge aber auch bei chronischen Entzündungen der Augenoberfläche (z.B. Konjunktivitis mit begleitender Keratitis) kommt es zu einer vermehrten Lichtstreuung an der “rauhen” Augenoberfläche, vermehrter Tränenbildung (verschleiert das Sehen) und damit zu einer vermehrten Blendempfindlichkeit, die ein schlechteres Sehen und damit eine größere Unsicherheit beim Autofahren nach sich zieht. In diesen Fällen helfen meist Tropfen, um zumindest eine gewisse Besserung zu erreichen. Egal wo die Ursache der Lichtstreuung sitzt, das Problem entsteht erst durch die Tatsache, daß die Netzhaut mit dem vielen Licht nicht “zurecht kommt”, überreizt ist und darunter dann die Sehschärfe leidet.
Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer vermehrten Lichtstreuung im Auge (z.B. durch den beginnenden Grauen Star) und abbaubedingt zu einer verminderten Leistungsfähigkeit bzw. vermehrten Blendempfindlichkeit der Netzhaut. Dies ist besonders beim Autofahren von Bedeutung. Die Empfindlichkeit der Netzhaut ist leider nicht beeinflußbar, den Grauen Star jedoch kann man bei entsprechender Ausprägung operieren.
Ist die Hornhaut nicht mehr ganz klar, kommt wie beim grauen Star weniger Licht ins Auge oder es wird mehr gestreut. Ursache können Altersveränderungen (Hornhautdegeneration), Narben durch Verletzungen oder Entzündungen, Lichtstreuung beim Glaukomanfall oder auch Schwellungszustände in der Anfangsphase nach Operationen sein.
Alle Erkrankungen, die größere Teile der Netzhaut zerstören, bedeuten weniger nutzbare Fläche, um das Licht zu verarbeiten. Daher sieht man auch weniger. Ein extremes Beispiel ist die Retinitis pigmentosa, die letztendlich alle Rezeptoren zerstört, die zum Sehen in der Dunkelheit gebraucht werden und daher zur absoluten Nachtblindheit führt.
Im Dezember und Januar klagen viele, sie könnten im Dunkeln schlechter sehen und das Autofahren würde mehr Probleme machen. Dabei ist zu bedenken, daß es um diese Jahreszeit draußen um 17.15 schon dunkler ist als im Hochsommer um 22 Uhr. Kommen noch die Blendung durch Autoscheinwerfer und die Lichtreflexe bei dem um diese Jahreszeit häufigen Regen hinzu, entsteht eine ziemliche Unsicherheit. Das Problem liegt aber darin, daß wir nicht als Nachtwesen wie eine Eule geschaffen wurden und wir ganz einfach an die natürlichen Grenzen unserer Augen stoßen.
Die Pupillenweite ist emotional, medikamentös, krankheitsbedingt oder einfach anlagebedingt in der Dunkelheit bei verschiedenen Personen sehr unterschiedlich. Dies kann zu Lichtstreuungen führen, die das Sehen beeinträchtigen. Auch die Reaktionsfähigkeit der Pupille, die ja plötzliches Licht dämpfen soll, spielt eine Rolle. Durch Müdigkeit, Beruhigungsmedikamente, Drogen oder bei bestimmten Krankheiten reagiert sie verlangsamt. Eine anlagebedingt sehr geringe Ausstattung mit Pigmenten (dunkle Farbstoffe die das Licht dämpfen), wie sie im Extremfall beim Albino vorliegt, bedingt eine sehr starke Lichtempfindlichkeit.
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(Stand 05.04.2024)