Jede Brille bedarf einer Eingewöhnungsphase. Diese ist aber je nach Person und je nach vorgenommenen Veränderungen in den Gläsern unterschiedlich lang. Sie kann Stunden, Tage oder Wochen dauern. Kommt man nach 4 Wochen trotz konsequentem Tragen immer noch nicht zurecht, sollte man die Brille beim Optiker und Augenarzt überprüfen lassen.
Brillengläser haben immer einen Mittelpunkt, dieser muß genau vor der Pupille plaziert sein. Wird dies bei der Anfertigung nicht berücksichtigt oder rutscht die Brille immer in eine andere Stellung als vorgesehen, treten optische Verzerrungen auf und das Brilletragen ist unangenehm und für die Augen anstrengend. Besonders leicht treten hier bei Gleitsichtgläsern Probleme auf, da hier die ideale Stellung vor den Augen noch wichtiger ist. Bei Kleinkindern sind deswegen z.B. nur Gestelle geeignet, die die kleinere Kopfform berücksichtigen und durch einen sogenannten Silikonnasensteg und spezielle Bügel (Gespinstbügel) nicht verrutschen können. Eine Brille wie auf dem Bild oben kann nicht beschwerdefrei funktionieren. Wächst das Kind und damit auch sein Kopf muß dann manchmal eine andere Brille angefertigt werden obwohl die Glasstärke evtl. gleich geblieben ist.
Die Anfertigung einer Brille ist Handwerk. Wie überall kann es auch hier Fehler geben. Zum Beispiel die Werte oder Gläser von einem anderen Patienten sind verwendet oder links und rechts verwechselt worden. Dann sieht man natürlich unscharf.
Bei Zweistärkengläsern ist der untere Teil zum Lesen gedacht. Dies bedeutet, dass man beim Treppe heruntergehen den Kopf senken muß, um durch den oberen Teil zu schauen, denn der untere Teil ist ja zum Lesen und alles was weiter als 40cm weg ist, ist unscharf
Die Gleitsichtbrille ist hier noch komplizierter, weil es praktisch 3 Brillen in einer sind. Oben ist der Teil für die Ferne, in der Mitte der für mittlere Entfernungen (Tacho, Navi, Monitor) und unten der zum Lesen. Man muß sich also daran gewöhnen, jeweils durch den richtigen Teil zu schauen, sonst ist alles unscharf. Bei der Gleitsichtbrille kommt noch ein technisch bedingter Nachteil hinzu: Man kann zwar beim Auf- und Abblick alle Entfernungen gut erkennen, für jede Entfernung eine Stelle in der Brille gut funktioniert aber wenn man seitlich durch das Glas blickt, wird alles unscharf. Dies ist leider technisch bedingt und kann beim Einparken bei der Kopfdrehung z.B. stören. Es ist also wichtig, den Kopf mehr mitzubewegen beim Autofahren und und Lesen, sonst werden die Dinge unscharf oder sogar schräg. Auch Kopfhaltungen, die dazu führen, daß man durch einen nicht für diese Sehentfernung geeigneten Teil der Brille schaut, beeinträchtigen die Sehschärfe. Typisch ist dies z.B. beim gemütlichen seitlichen oder nach hinten zurückgelehnten Liegen auf dem Sofa, da klappt meist Lesen und Fernsehen nicht richtig. Auch das Ablesen einer Amartur in Stirnhöhe geht schlecht, da man dann durch den Fernteil schaut aber den Nahteil bräuchte. Weitere Informationen auch unter Die Gleitsichtbrille beim Autofahren.
Hornhautverkrümmungen führen zu Bildverzerrungen. Wenn ihr Gehirn das kennt, versucht es die Bilder im Sehzentrum "geradezubiegen". Dies gelingt bei geringen Werten gut und geht bei stärkeren Werten aber zu Lasten der Bildschärfe. Will man den Betroffenen schärfer sehen lassen, muß das Glas in der Brille entsprechend "krumm" geschliffen werden, um das Bild wieder "gerade zu biegen". Bei manchen geht nun das aber Gehirn hin und dreht die Bilder aus Gewohnheit weiter herum, obwohl dies durch das neue Brillenglas schon "erledigt" wurde. Dadurch wird ein an sich gerades Bild bis zur Gewöhnung verzerrt gesehen.
Sind die Gläserstärken sehr unterschiedlich, ist die im Auge entstehende Bildgröße auch verschieden. Wenn man dann die Augen abwechselnd zukneift, stellt man fest, dass die Gegenstände verschieden groß sind. Dies kann zu Problemen führen und das räumliche Sehen beeinträchtigen. Dann muß manchmal ein Glas abgeschwächt werden und eine etwas geringe Schärfe auf einer Seite akzeptiert werden oder es müssen statt einer Brille Kontaktlinsen getragen werden.
Nach der Operation des grauen Stars sind die Brillenwerte völlig anders. Dies kann bei Manchen zu Umgewöhnungsproblemen führen. Zusätzlich kann bei einigen Patienten der Wert sich kurz nach der Brillenanpassung (frühestens 6-8 Wochen nach der Operation) noch mal ändern, dann stimmt die Brille nach einem halben Jahr schon wieder nicht. Glücklicherweise ist dies selten.
Für die Brillenanpassung ist die Mitarbeit des Patienten entscheidend. Werden unpräzise oder widersprüchliche Angaben bei der subjektiven Refraktionsbestimmung gemacht, kann der Brillenanpasser auch keine gute Brille hinbekommen. Dann ist die Brille natürlich nicht gut verträglich. Bei manchen Menschen bestehen hier je nach Müdigkeit, Zustand nach langer Naharbeit oder psychischer Verfassung große Unterschiede in der als angenehm empfundenen Brillenstärke. Bei einem sehr Trockenen Auge fällt es dem Untersuchten oft schwer präzise Angaben zu machen, da alles mehr oder weniger unscharf ist. Auch schwankende Zuckerspiegel beim Diabetes können die notwendigen Werte stark verfälschen.
Wenn man eine Lesebrille für den Abstand 30-40cm verordnet bekommt, damit man gut lesen kann, heißt das nicht, daß sie bei der Arbeit an der Werkbank als Handwerker, als Musiker am Notenpult oder als Schreibtischtäter am PC mit einem ganz anderen Arbeitsabstand auch funktioniert. Hierfür muß man ggf eine andere Brille anpassen. Wichtig ist es also, dem anpassenden Augenarzt den Anwendungszweck und die Arbeitsentfernung mitzuteilen.
Wurden bisher ausschließlich oder schon sehr lange nur Kontaktlinsen getragen ist der Größenunterschied bei der Betrachtung der Umwelt, zumindest bei starken Werten evt. sehr irritierend und bedarf der Gewöhnung. Vorübergehend kann Fahruntüchtigkeit vorliegen.
Beim Eintragen der Werte in das Rezept oder der Glasbestellung ist ein Fehler unterlaufen. Irren ist leider menschlich. Ruhig bleiben, das kann man regeln.
Hier lag dann zum Zeitpunkt der Anpassung ein anderer Sehfehler als jetzt vor. Näheres siehe unter Ursachen der Kurzsichtigkeit.
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(Stand 26.09.2022)