Das alternde Auge:

Alterndes Auge

Wie leider so vieles im Körper, verändert sich auch das Auge im Alter zum Schlechteren und lässt in seiner Leistungsfähigkeit nach. Schon ab 30 Jahren geht es langsam los: Farb- und Tiefenwahrnehmung werden schwächer und bei Helligkeitsunterschieden in der Umgebung dauert die Anpassung (Adaptation) deutlich länger.

  • Die Alterungsprozesse verlaufen sehr dezent und langsam und werden, abgesehen von der Leseproblematik ab Mitte 40 (Alterssichtigkeit), lange Zeit nicht bewußt wahrgenommen. Das Sehzentrum macht halt mit seiner "Software" "das Beste drauß". Erst genaue Testverfahren zeigen die Leistungsminderung. So meint dann auch manch älterer Autofahrer er würde noch "klasse" sehen und ist doch in bestimmten Verkehrssituationen schon nicht mehr verkehrstüchtig. Regelmäßige Kontrollen des Sehvermögens sind daher im Alter sinnvoll.

  • Natürlicherweise trübt die menschliche Linse ein, wird weniger lichtdurchlässig und verfärbt sich häufig zum Gelben hin, wodurch wir Blautöne nicht mehr so gut wahrnehmen. Bewusst merkt man dies allerdings kaum. Durch die diffuse bis ungleichmäßige Trübung lässt die Sehschärfe nach, das Licht wird mehr gestreut und die Blendungsempfindlichkeit nimmt zu. Weiterhin lässt das Nachtsehen und das Kontrastsehen nach. Dies ist keine Erkrankung, sondern eine Alterserscheinung, nennt sich Grauer Star und ist durch Operation behebbar.

  • Zusätzlich lässt der Stoffwechsel der Netzhaut (Rückgang der mitochondrialen ATP-Produktion und einer vermehrten Anzahl an entzündungsfördernden reaktiven Sauerstoffspezies) nach und damit ihre Leistungsfähigkeit. "Stoffwechselschlacken" lagern sich in der ernährenden Schicht der Netzhaut ein und diese dünnt aus. Dies sind Prozesse die, im Gegensatz zum Grauen Star, nicht behebbar sind. In der Folge nimmt das Kontrastsehen und das Sehen in der Dämmerung ab. Die sogenannte Dunkeladaptation verlängert sich. Das heißt die Fähigkeit des Umschaltens von den Zapfen (Farb- und Tagsehen) auf die Stäbchen (Schwarz-Weiß- und Dämmerungssehen) verlangsamt sich.

  • Weiterhin ist die Blendungsempfindlichkeit nicht nur durch den Grauen Star, sondern auch durch eine Abnahme der Pigmente in der Netzhaut erhöht. Die Pigmente sollen das Licht "aufsaugen", wie die Haut bei Sonne mehr Pigmente bildet und eine gebräunte Haut mehr Sonne verträgt. Das Licht etwas "wegzufiltern" gelingt, durch die generelle Abnahme und Verklumpungen der Pigmente, weniger gut.

  • Die Anzahl der für das Dämmerungssehen verantwortlichen Stäbchen reduziert sich ab dem 60. Lebensjahr deutlich und damit die Fähigkeit bei schlechten Lichtverhältnissen zurechtzukommen (Nachtfahrten)

  • Generelle Abbauprozesse vermindern die Leistungsfähigkeit der Netzhaut. Zum Beispiel verdünnt sich die Nervenfaserschicht im Makulabereich um 3% pro Lebensjahrzehnt. Ein entscheidender Zeitpunkt für die funktionelle Alterung der menschlichen Netzhaut scheint schon im Alter von 40 Jahren zu liegen: Ab hier sterben etwa 30 % der zentralen - für die Sehschärfe entscheidenen -Stäbchen (Schwarz-Weißsehen) nach und nach ab. Die Zapfen (Farbensehen) bleiben zwar erhalten, sind aber in ihrer Leistungsfähigkeit verringert.

  • Die Überreste von Stoffwechselpozessen werden nicht abgebaut, sondern sammeln sich wie "Müll" im Bereich des die Rezeptoren ernährenden Pigmentepithels. Diese sogenannen Drusen behindern die Ernährung der Netzhaut und können neben anderen Veränderungen zur stark seheinschränkenden Makulopathie führen.

  • Ein weiterer Grund für vermindertes Sehen in der Dämmerung ist die kleinere Pupille im Alter, da dadurch der Lichteinfall auf die Netzhaut verringert wird.

  • Schon ein Fünfzigjähriger hat, unter anderem aufgrund der oben genannten Punkte, einen dreimal und ein Sechzigjähriger einen viermal so hohen Lichtbedarf wie ein Zwanzigjähriger, um genauso gut Sehen zu können. Es bedarf daher zum Lesen im höheren Alter blendfreie Leseleuchten mit einer Helligkeit von 500-1000 Lux (Maß für die Helligkeit, ist bei Leuchten meist angegeben), die aber dimmbar und beweglich sein sollten, um die Helligkeit und die Lichtrichtung an das individuelle Bedürfnis anpassen zu können.

  • Um bei der Arbeit kleinere Farbunterschiede richtig erkennen zu können, braucht es Lichtquellen mit sehr guter Farbwiedergabe. Der Farbwiedergabeindex sollte mindestens RA 80 betragen. Für die Arbeitsplätze älterer MItarbeiter empfiehlt die Arbeitsstättennorm DIN EN 12464-1 generell höhere modifizierte Werte.

  • Durch hormonelle und andere altersbedingte Umstellungen verändert sich der Tränenfilm, es kommt zu Benetzungsstörungen der Augenoberfläche mit den Folgen eines Trockenen Auges und einer Neigung zu Lidrandentzündungen.

  • Die Flexibilität der Linse lässt nach. Ab 45 und zunehmend bis 65 gelingt es nicht mehr so gut aus der Ferne in die Nähe scharf zu stellen. Die Alterssichtigkeit führt zur Notwendigkeit einer Lesebrille oder Nahergänzung der vorhandenen Fernbrille.

  • Das Risiko für einen Grünen Star nimmt ab 40 zu und sollte im Rahmen der Glaukomvorsorge regelmäßig kontrolliert werden.

  • Altersbedingt kann die Hornhaut zu Ödemen (Wassereinlagerungen) aufgrund einer Endotheldystrophie neigen und daher trüber werden und weniger Licht in das Auge lassen.

  • Die Oberlidhauterschlaffung kann das Gesichtsfeld einengen, ist aber operabel..

  • Durch Erschlaffung der Unterlider können Fehlstellungen der Lider wie ein Ektropium oder Entropium auftreten.

  • Die Unterlidhaut kann erschlaffen und zu Tränensäcken führen.

  • Zahlreiche Erkrankungen wie der Altersdiabetes und die Makulopathie oder aber Medikamentennebenwirkungen am Auge können die Netzhaut beschädigen.

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(Stand 18.02.2023)

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