Der Augeninnendruck stabilisiert den Augapfel und muß wie der Blutdruck in einem bestimmten Rahmen bleiben. Liegt er zu niedrig, liegt ein schwerwiegender Schaden des Auges vor. Liegt er zu hoch, wird der Sehnerv auf Dauer geschädigt und spricht man - zumindest wenn das Auge schon Schäden am Sehnerven zeigt - vom Grünen Star..
Da selbst ein leichter bis mittlerer Anstieg auf Dauer zur Erblindung führen kann, aber bis dahin keine Beschwerden macht und mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit immer mehr zunimmt, sollte der Augeninnendruck - vor allem nach dem 40. Lebensjahr - regelmäßig kontrolliert werden.
Dies erfolgt in der Regel entweder mit dem sogenannten Lufttonometer oder mit der weiter unten abgebildeteten Apparatur, dem Applanationstonometer. Tonometer heißt zu Deutsch: Druckmeßgerät.
Die Messung mit dem Lufttonometer kann auch von Nichtärzten (z.B. der Arzthelferin) durchgeführt werden, ist leider jedoch nicht sehr genau, bei hohen Augendruckwerten sogar ungenau. Man spricht von einer “Sreeningmethode”, was soviel heißt wie: Ist der Wert schlecht, muß man “mal genau nach sehen”. Bei dieser Messung sitzt man vor einem Gerät, schaut auf ein Zielkreuz und plötzlich spürt man einen kurzen Luftstoß am Auge. Manche Patienten erschrecken dann etwas. Es ist jedoch nicht schmerzhaft. Da das Auge dabei von keinem Gerät berührt wird, spricht man von "Non-Contact-Tonometrie", die hygienisch auf jeden Fall unproblematisch ist. Eine Photo eines solchen Gerätes beispielhaft auf der Seite einer der Firmen, die solche Geräte herstellen: Lufttonometer.
Das Messen mit dem Applanationstonometer (auch Goldmanntonometer genannt, s. Bild unten aus der Bilddatenbank des Berufsverbandes der Augenärzte) kann nur vom Augenarzt selbst durchgeführt werden und ist immer noch die genaueste Methode den Augeninnendruck zu bestimmen. Man spricht von "Goldstandard". Seit 70 Jahren gibt es diese Technik. Man sitzt wie im Bild zu sehen vor einer Spaltlampe, bekommt zur Oberflächenbetäubung einen leicht brennenden gelben Tropfen in das Auge und mit einem kleinen blauen "Stempel" (Meßköpfchen) wird der Druck gemessen. Es ist gefühlmäßig etwas irritierend wenn der “Stempel” direkt auf das Auge zukommt, man spürt aber nichts. Technisch gesehen wird eine definierte Fläche des Auges (der Hornhaut genau genommen) durch den “Stempel” “plattgedrückt” (daher Applanationstonometer, also "Abplattungsdruckmeßgerät") und die dazu notwenige Kraft entspricht dem Druck im Auge. Aus hygienischen Gründen werden inzwischen nur noch "Einmalmeßköpfchen " benutzt. Bei ungewöhnlich dicken oder dünnen Hornhäuten muß ein Korrekturfaktor hineingerechnet werden. Daher wird manchmal zusätzlich die Hornhautdicke mit einem speziellen Gerät (Pachymeter) gemessen. Auch nach einer LASIK-Operation wird der Augeninnendruck mit dem Applanationstonometer falsch (zu niedrig) gemessen und muß korrigiert werden.
Messung des Augendrucks mit dem Tonometer nach Goldmann
Eine mögliche Alternative war die Dynamische Konturtonometrie nach Pascal, da hier die Eigenschaften der Hornhaut weniger bedeutsam und damit weniger verfälschend sind. Dieses Gerät war aber nicht weit verbreitet und wird inzwischen nicht mehr hergestellt. Hinzu kam, daß die Meßköpfchen teuer waren und die Methode nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt wurde.
Es gibt noch einige andere Geräte zur Messung des Augeninnendrucks, ohne die Nutzung einer Spaltlampe, vor allem im mobilen Bereich, z.B. zur Messung im Liegen im Bett (Schiötz-Tonometer, sieht aus wie eine Stimmgabel, ist nicht sehr genau). Hier wird die Hornhaut durch einen kleinen Stempel eines definierten Gewichtes eingedrückt und anhand der Tiefe der "Eindellung" gegen den Widerstand von Hornhaut und Augeninnendruck, dieser abgeleitet. Man spricht von Impressionstonometrie. Diese ist nicht schmerzhaft aber sicher die unangenehmste dieser Untersuchungen. Sie ist dank moderner Technologie in unseren Breitengraden nicht mehr üblich.
Inzwischen gibt es auch das Selbsttonometer der Firma ICare (s. icare home), bei dem der Patient sich selbst messen kann. Eine kleine magnetische Sonde trifft in Sekundenbruchteilen auf die Hornhaut und mittels eines Sensors wird gemessen und der Augeninnendruck anschließend berechnet und angezeigt. Ggf. kann er über eine USB-Schnittstelle ausgelesen und sogar an den behandelnden Arzt weitergeleitet werden. Der Aufprall ist so kurz, dass man ihn auch ohne betäubende Tropfen - wie sie bei der Applanationstomometrie notwendig sind - kaum merkt. In Frage kommt dies z.B. bei starken Druckschwankungen, wenn häufig gemessen werden muß und man dafür nicht in der Klinik verbleiben will. Man müsste es ggf. ausleihen, selbst kaufen (ca. 3000 Euro) oder in besonderen Fällen wird die Anschaffung manchmal auch von der Krankenkasse übernommen. Aufgrund der Tatsache, daß der Augeninnendruck nur eine Komponente des Grünen Stars ist, können diese Geräte jedoch die regelmäßige Kontrolle bei einem Augenarzt oder in einer Klinik nicht ersetzen. Eine Variante dieses Gerätes kann auch beim liegenden Patienten angewendet werden. Auch hier sind die gemessenen Werte bei hohem Druck ungenau und von der Hornhautdicke abhängig aber zur Druckverlaufskontrolle eine echte, wenn auch teure, Alternative.
Dieselbe Firma stellt auch ein Gerät mit der gleichen Technologie her, daß in jeder Stellung auch von einem auch nicht ärztlichen Untersucher angewendet werden kann (s. Bild unten). Hier spart man sich auch die brennenden betäubenden Augentropfen vor der Untersuchung.
(freihändige Augendruckmessung ohne Spaltlampe depositphotos.com)
Generell muß man zu den Druckwerten wissen, daß bereits der normale Augeninnendruck (10-20 mmHg siehe unter Glaukom) um 3-6 mmHg schwankt und beim Glaukomkranken auch mal um 10 mmHg. Insofern ist eine Augendruckmessung immer nur eine Momentaufnahme und ein scheinbar normaler Wert bei einmaliger Messung ist kein sicherer Ausschluß. In Zweifelsfällen sollte ein Tagesdruckprofil angelegt werden, bei dem 24 Stunden in regelmäßigen Abständen gemessen wird. Für exakte Werte kann evt. auch noch die Messung der Hornhautdicke empfehlenswert (s. Spezialdiagnostik). sein, da diese bei ungewöhnlichen Dicken einen Korrekturfaktor für den gemessenen Druckwert notwendig macht.
Letztendlich wird das Glaukom (Grüner Star) - also Schäden am Sehnerv - auch nicht durch die Druckmessung allein, sondern mit zusätzlichen weiteren Geräten erkannt (s. auch Gesichtfelduntersuchung, Spezialdiagnostik).
(Stand 15.07.2024)