Der Glaskörper, im Bild oben blau angefärbt, (Näheres auch unter Bestandteile des Auges ) ist der durchsichtige "Gelee" der den hinteren Innenraum des Auges auspolstert. Er hat ein Volumen von ungefähr 4ml.
In Kindheit und Jugend füllt er die hinteren 2/3 komplett und gleichmäßig aus. Später finden hier Schrumpfungsprozesse statt (s.u.). Er kann genaugenommen nicht erkranken, da er kein Organ, sondern nur eine Struktur im Auge ist aber er kann sich verändern und durch Erkrankungen in seinem Umfeld beeinflusst werden. Sind diese mit Trübungen verbunden, nimmt das Sehvermögen ab.
Mit zunehmendem Alter fängt der Glaskörper an sich zu "entmischen", die gelartigen Substanzen lösen sich von der netzartigen Grundstruktur (s. Bild unten) und es gibt dann flüssigere und festere Teile in dem "Gelee". Die jeweiligen Grenzflächen machen sich als kleine Fussel, Punkte, Fäden oder wie "Amöben unter einem Mikroskop" optisch bemerkbar, insbesondere wenn man gegen eine weisse Wand oder den blauen Himmel schaut. Meist wird ihre Wahrnehmung jedoch vom Gehirn unterdrückt. In völlig entspanntem Zustand aber auch im Stress fallen sie einem mehr auf. Man spricht auch von "Fliegenden Mücken" oder "Mouches volantes". Sie können sehr störend sein.
Medikamentös gibt es keine Einflußmöglichkeit. Da diese Trübungen auch ungefährlich, sehr variabel und nicht dauerhaft gleich störend sind, wird man - aufgrund ausgeprägter Risiken (s.u.) - in der Regel nicht operativ tätig, sondern wartet ab und gewöhnt sich daran. Nur bei extremer und dauerhafter (Probleme bestehen länger als 6 Monate und das Sehvermögen ist stark eingeschränkt) Beeinträchtigung gibt es 2 operative Möglichkeiten:
Auf dem obigen Bild sieht man links des hellen schmalen Lichtstreifen der Spaltlampe auf der Hornhaut und den Lidkanten, daneben einen breiteren hellen Streifen der die Linse "durchschneidet" und rechts daneben die hellen streifigen Strukturen in der dunklen Pupille. Dies sind die "Kollagenfasern", die das Grundgerüst des Glaskörpers ausmachen und die so deutlich erkennbar sind, da sie nicht mehr gut mit der restlichen Substanz verbunden sind. Der Rest des Bildes ist leider unscharf, da die Kamera auf die Trübungen weit hinten scharf gestellt hat.
Im weiteren Verlauf der Alterung kommt es zur sogenannten Glaskörperabhebung. Durch die Schrumpfungsprozesse des Glaskörpers im höheren Alter löst er sich von der Netzhaut - an der er ursprünglich haftet - ab (akute hintere Glaskörperabhebung). Manchmal werden dabei kleine Blutgefäße eingerissen und es kommt zu kleinen Blutungen, die sich durch die plötzliche Zunahme von vielen sichtbaren Trübungsteilchen -wie oben beschrieben - oder gar durch eine massive Zunahme in Form eines "Rußregens" bemerkbar machen. Weiterhin kann es durch anfänglich verbliebene Anheftungszonen am Rand, zu Zug an der Netzhaut und dadurch zum Wahrnehmen von Blitzen im Bereich dieser Anheftungszonen kommen. Nehmen also Trübungen plötzlich stark zu oder sind sie zusätzlich mit Blitzen verknüpft, sollte die Pupille unbedingt beim Augenarzt weitgetropft und überprüft werden, ob die Netzhaut eingerissen, ein Netzhautoch entstanden ist und womöglich eine Netzhautablösung droht. Näheres hierzu auch im Kapitel über das Sehen von Lichtblitzen.
Löst der Glaskörper sich nicht komplett ab und verbleiben Reste seiner Randschichten (Glaskörpergrenzmembran) an der Netzhaut haften, kann es zu narbigen Veränderungen an der Netzhautoberfläche kommen, die entweder die Netzhaut fälteln (Epiretinale Gliose) oder an der Netzhautmitte (Makula) ziehen und dort ein Loch (Makulaforamen) reissen. Beides führt zu Verzerrungen beim Sehen (Metamorphopsien) und Abfall des Sehvermögens. Näheres zu diesen Erkrankungen und ihrer Therapie finden Sie unter Netzhauterkrankungen.
Im Rahmen von Verletzungen bei Unfällen, Netzhauteinrissen oder krankhaften Gefäßneubildungen (z.B. Diabetes, Blutgefäßverschlüssen in der Netzhaut, Makuladegeneration und dergl.) kann es zu Einblutungen in den Glaskörper kommen. Man sieht dann nur noch Nebelschwaden und schemenhaft. Hier muss die Grunderkrankung behandelt werden und wenn das Blut nicht immerhalb einiger Monate von selbst vom Körper "aufgesaugt" (resorbiert) wird muss eine Vitrektomie, das heißt eine Entfernung des ganzen Glaskörpers mit dem Blut erfolgen und ggf. die "undichte" Stelle mit einem Laser "verschweisst" werden.
Durch Entzündungen im Auge wie der Uveitis kann es zu Trübungen und narbigen Umwandlungen des Glaskörpers kommen. Ist der Glaskörper selber mit Entzündungszellen durchsetzt, nennt man das Vitritis (Glaskörperentzündung).
Verändert sich der Glaskörper strangförmig nach Verletzungen oder z.B. bei der fortgeschrittenen Zuckererkrankung (Diabetes), kann er die Netzhaut einreissen. Es kommt zur Netzhautablösung. Dann muß er mit den Narbensträngen entfernt werden, die sogenannte Vitrektomie (Glaskörperentfernung).
Die Asteroide Hyalose oder auch Synchisis nivea ist eine Glaskörpertrübung durch die Einlagerung von fetthaltigen Calciumsalzen an das Glaskörpergerüst unklarer Ursache. Oben im Bild die weisslichen in der Pupille sichtbaren Pünktchen bei weitgetropfter Pupille. Räumlich gesehen, sitzen sie natürlich hinter der Pupille, da dort der Glaskörper sitzt.
Sie tritt meist einseitig und mit 0,8 bis 2% Betroffenen gar nicht mal so selten auf. Erstaunlicherweise ist das Sehvermögen nicht herabgesetzt und was einen endgültig erstaunt, ist die Tatsache, dass der Patient diese weißlichen, glänzenden, runden Trübungen ("Schneegestöber") selbst in der Regel gar nicht bemerkt, während der Arzt kaum in das Auge hineinsehen und die Netzhaut beurteilen kann. Der Untersucher fühlt sich, als wenn er durch eine von diesen Weihnachtsschneekugeln schauen muss. Da der Patient in der Regel nicht eingeschränkt ist, ist auch nur selten eine Therapie notwendig. Wenn es doch störend sollte, kann man nach Abwägung der Risiken und Vorteile über eine Glaskörperentfernung (Vitrektomie) nachdenken.
(Stand 04.04.2024)