Faltenunterspritzung:

Die Aufpolsterung von Falten mit sogenannten “Fillern”:

Substanzen, die zum Auffüllen von Gewebedefiziten benutzt werden, sogenannte Filler, werden in der ästhetischen Medizin zur kosmetischen Korrektur von Volumendefiziten bei Falten, Narben (z.B. Akne), Hohlwangen oder Altersabbau von (Fett-)Gewebe (Altersatrophie) eingesetzt. Die Entwicklung begann Ende der 70er-Jahre mit der Gwinnung und Aufbereitung von Kollagen aus Rindern. Im Jahre 1981 wurde der erste Soft-Filler auf Kollagenbasis für die Behandlung von Falten im Gesicht zugelassen. Trotz geringer Haltbarkeit und dem Auftreten von schweren Allergien blieb Kollagen über viele Jahre eines der wichtigsten Filler-Materialien. In den 1990er Jahren wurde die Hyaloronsäure als Fillermaterial entdeckt, verdrängte aufgrund der geringen Nebenwirkungen und der fehlenden Möglichkeit BSE zu übertragen die Kollagenprodukte und ist heute der weltweite Standard zur kosmetischen Gewebeauspolsterung.

Inzwischen gibt es verschiedenste Materialien mit Vor- und Nachteilen, die in den Illustrierten leider nicht immer mit dem ausreichenden Fachwissen beschieben sind. Vor allem die Nachteile fallen dabei gerne unter den Tisch. Das Prinzip ist immer, daß der eingesunkene Hautbereich mittels einer Spritze und durch Einbringen von Material von unten aufgefüllt wird um die Falte mehr oder weniger dauerhaft abzuflachen. Ganz weg ist sie auch direkt nach der Behandlung selten (s. Bild). Alles was man vorher nach dem Auseinanderziehen der Haut mit 2 Fingern noch sieht, wird auch nach dem Spritzen bleiben, da hier die Haut schon zu stark verändert ist. Die Faltenunterspritzung war übrigens in 2017 der zweithäufigste kosmetische Eingriff in Deutschland mit 15,4% der kosmetischen Eingriffe und ist dies immer noch.

Beim Einsatz von Fillermaterialien sollte übrigens die anatomische Situation der Blutgefäße genau beachtet werden, da bei versehentlicher Injektion in eine örtliche Arterie es zu einem Verschluß des Gefäßes kommen kann, der eine nicht reparable Zerstörung (Nekrose) des von dieser Arterie versorgten Gewebes nach sich ziehen kann.

Generell kann man sagen, daß der Arzt über große Erfahrung in der zu behandelnden Region des Körpers und gutes Wissen über die Eigenschaften des verwendeten Materials, verfügen solte.

Behandelbar mit unterschiedlichem Erfolg sind:

Möglich ist auch das “Aufspritzen” der Lippen.

Bestimmte Falten sind besser mit Botulinustoxin zu behandeln.

Stoffgruppen nach Wirkungsdauer:

  • Abbaubare Filler:

    1. Collagen aus Rindern (z.B. Zyplast), Kollagen vom Schwein (z.B. Evolance) -> 4-6Monate (Hinweis: tierisches Collagen wurde komplett vom Markt genommen und ist nicht mehr zugelassen)
    1. Hyaloronsäure ->6-12 Monate (inzwischen das Standardpräparat)
  • Verzögert abbaubare Filler:

    1. Filler, die mit Partikeln, die der natürlichen Knochensubstanz ähneln (Calciumhydroxylapatit, Name: Radiesse) -> 9-18 Monate
    1. Filler mit Polymilchsäure (z.B. Juvelock, Lenisna, Sculptra) ->1-2Jahre
    1. Eigenfett -> Monate bis Jahre
  • Dauerhafte Filler:

  • Enthalten verschiedene Formen von Kunststoffkugeln z.B. ArteFill, ArteColl, Aquamid, Bio-Alcamid

Verwendete Stoffe im einzelnen:

1.) Collagen:

Mit Collagen liegen die längsten Erfahrungen mit 2 Millionen Anwendungen weltweit seit 1981 vor. In 3% kommt es zu allergischen Reaktionen, deswegen muß vorher getestet werden. D.h. zweimal bekommt man etwas Material am Unterarm unter die Haut gespritzt. Wenn nach 4 Wochen und dann noch mal nach 2 Wochen keine Reaktion aufgetreten ist, kann behandelt werden. Es gibt 3 verschiedene Sorten von Collagen, die sich in ihrer Konsistenz unterscheiden, je nach Faltentiefe. Nachteil ist der Preis pro Spritze und die fehlende Dauerwirkung. Nach 3 bis 6 Monaten ist es wieder abgebaut und es müßte erneut gespritzt werden. Vorteil ist die relative Schmerzarmut Spritze enthält Betäubungsmittel) und die geringen Reizerscheinungen (kurzfristig Rötungen -> siehe Bild) danach, sowie der völlige Abbau im Körper nach gewisser Zeit. Durch letzteres würden auch evtl. Nebenwirkungen mit der Zeit komplett abklingen. Insgesamt die “angenehmste” Form der Unterspritzung. Laut Presse liess sich die Schauspielerin Andrea l`Arronge z.B. vor jedem “Dreh” die Nasolabialfalten (gehen von Nase zum Mundwinkel) unterspritzen (Beispiel an einer Patientin).

Anmerkung: Collagen wird, aufgrund der fehlenden Garantie möglicherweise BSE zu übertragen, nicht mehr verwendet,.

2.) Hyaloronsäure:

Hyaloronsäure ist ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Körpers und daher sehr gut verträglich. Es müssen keine Tests vor der Anwendung durchgeführt werden, wie bei Collagen. Hyaloronsäure hat eine aussergewöhnliche Fähigkeit Wasser zu binden, bis zum 1000-fachen des Eigengewichtes. Es speichert Feuchtigkeit in der Haut, was zu einer sichbaren Verbesserung von Feuchtigkeitsgehalt, Elastizität und Spannkraft führt. Es wirkt sofort volumenaufbauend und korrigiert Falten und Volumen-Defekte direkt. Durch chemische Quervernetzung hält der Effekt 6-18 Monate, je nach Produkt und Behandlungsbereich. Es wird komplett vom Körper abgebaut und aus harmlosen Mikroorganismen gewonnen. Die Haltbarkeit und der Preis sind etwas besser als bei Kollagen. Einziger Nachteil, es brennt mehr als Collagen beim Spritzen und die Nebenwirkungen nach dem Spritzen sind stärker (Rötung, Kribbeln, Schwellung). Es war sozusagen das Alternativpräparat zu Collagen für Eilige oder Allergiker und ist inzwischen zum Standardpräparat geworden. Auch hier gibt es inzwischen drei Sorten je nach Stärke der Falte. Auch dies galt bisher als ein sicheres Präparat, da komplett abbaubar. Neuerdings gibt es jedoch Meldungen, daß Hyaloronsäure nicht gleich Hyaloronsäure ist und Unverträglichkeiten und Gegenreaktionen des Körpers auftreten können. Problematisch ist auch der fehlende Zwang zu klinischen Studien vor Markteinführung. Praktisch jeder kann so ein Präparat auf den Markt bringen und braucht nur ein CE-Zeichen zur Zulassung. Es gibt daher inzwischen 60 verschiedene Hyaloronsäurefiller auf dem Markt.

Beispiel für Nasenmundwinkelfalten und ein Beispiel für die Behandlung einer Zornesfalte.

3.) Polymilchsäure:

Das neueste der verwendeten Präparate zum Unterspritzen. Auch dieses vom Material schon länger aus anderen Anwendungen beim Menschen (Nahtmaterial) als angeblich unproblematisch bekannt. Es wird ebenso komplett abgebaut aber die Haltbarkeit ist etwas länger. Im Gegensatz zu den obigen Präparaten ist kein Soforteffekt da. Erst nach 2-3 Wochen sieht man einen Effekt und muß dann häufig noch 1-2 mal nachspritzen bis zum gewünschten Ergebnis. Die Spritze ist schmerzhaft und läßt sich für den Operateur schlecht verarbeiten. Die ersten 2-3 Tage besteht eine starke Schwellung.

4.) Ummantelte Kunststoffe:

Um das Problem des erneuten ja doch eher ungangenehmen Unterspritzens und des nicht unwesentlichen Kostenfaktors zu Umgehen, wurden nicht abbaubare ummantelte Kunststoffe entwickelt. Winzig kleine Plastikkügelchen werden mit Collagen oder Hyaloronsäure ummantelt und genauso gespritzt. Vorteil ist die Haltbarkeit über Jahre. Entscheidender Nachteil ist das Problem, daß bei möglichen späteren Unverträglichkeitsreaktionen, die Kugeln nicht mehr entfernbar sind. Nach jahrelangem reizfreien Befund sind in letzter Zeit häufiger Fälle von Knötchenbildung und kleinen Geschwüren auf der Haut an den unterspritzten Stellen aufgetreten. Auch eine Wanderung unter der Haut wurde beobachtet. Eine Therapie ist nicht möglich ! Die operative Entfernung hinterlässt hässliche Narben. Viele Ärzte und manche Fachgesellschaften (Vereinigungen von Fachärzten) raten daher von der Verwendung dieser Präparate dringend ab. Manche Präparate wurden von den Herstellern sogar schon freiwillig vom Markt genommen

5.) Eigenfett:

Um die Nachteile der Fremdmaterialien zu umgehen, wird auch im Rahmen von Fettabsaugungen gewonnenes Fett anschließend an anderen Stellen des Körpers unterspritzt. Nachteile sind, die genaue Menge ist schwer abzuschätzen da es in unvorherbestimmbarer Weise vom Körper wieder abgebaut wird und wei- terhin ist es nicht so dünnflüssig und für feine Falten geeignet, sondern allenfalls für gröbere Konturdefekte. Es entstehen manchmal sehr ungleichmäßige d.h. “wellige” Befunde.

Fazit:

Bei allen Fillern gibt es Risiken und mögliche Probleme. Im Prinzip weiß keiner genau, wie der Körper auf die Filler reagiert. Die Forschung steht noch am Anfang. Eine genaue Beratung durch den Fachmann ist daher wichtig und nicht alles was im Prinzip geht und schon mal bei jemandem geklappt hat sollte man dann auch machen lassen.

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(Stand 26.06.2025)