Scherzhafte Kurzversion: Das Objektiv der Kamera Auge ist beschlagen und verkratzt und die Bilder werden deswegen schlecht, daher muß der verkratzte Teil des Objektivs ausgetauscht werden :)
Der Graue Star (Fachausdruck Cataract) ist eine Trübung der Linse im Auge. Die Linse sitzt hinter der Pupille (siehe Bild unten mit der Trübung im Pupillenbereich und unter Aufbau des Auges)) und sorgt für ein scharfes Bild im Auge, ähnlich dem Objektiv bei der Photokamera (vergleiche auch Grafik unter der Sehvorgang). Trübt sie ein, wird der Lichteinfall in das Auge behindert und damit das Sehen verschlechtert. Beim älteren Menschen ist der Graue Star keine Erkrankung, sondern eine Alterserscheinung und trifft letztendlich jeden, der alt genug wird. Bei Jüngeren ist er entweder angeboren oder Folge einer Erkrankung oder Verletzung.
Anlagebedingt tritt er bei dem Einen früher und bei dem Anderen später auf. Typisch ist eine Entwicklung, die Ende 60 anfängt und in den 70ern und 80ern zu einer nicht mehr tolerablen Seheinschränkung führt. Es kommen jedoch auch störende Ausprägungen Ende 50 und Anfang 60 vor. Unter 70 tritt ein seheinschränkender Grauer Star bei 9,2% der Männer und 12,3% der Frauen auf, während jenseits des 80. Lebensjahres die Häufigkeit bei Frauen 61,8% und bei Männern 73,5% beträgt.
Diese Entwicklung wird durch bestimmte Faktoren gefördert. Das heißt: Bei mechanischen Einwirkungen (Schläge auf das Auge), bestimmten Strahlen (Glasbläser ohne Schutzbrille, radioaktive Strahlen, starke UV-Strahlung, Röntgenstrahlen), bestimmten Medikamenten (z.B. längere höher dosierte Cortisongaben), Entzündungen im Auge (Uveitis) und einigen Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes, Neurodermitis) altert die Linse, trübt ein und tritt der Graue Star früher auf. Außer durch Vermeidung dieser Faktoren - wenn möglich - kann der Patient selber nichts tun, um das Auftreten zu verhindern. Einen fördernden Einfluß hat übrigens auch eine dunkle Irisfarbe. Alle bisherigen versuchten vorbeugenden Therapien (Tropfen, Tabletten) haben keine entscheidenden Verzögerungen in der Entwicklung bewirkt. Neuere Forschung gibt jedoch Anlaß zur Hoffnung, irgendwann ein als Medikament einnehmbares Schutzprotein (Schutzeiweiß) entwickeln zu können, um diese Verklumpung der ursprünglich gelösten Eiweiße in der Linse, die zur Lichtstreuung und helligkeitseinschränkenden Trübung führt, aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen.
Keine Alterserscheinung ist natürlich der angeborene Graue Star beim Säugling. Hier ist sozusagen schon bei der “Produktion” was “schief gelaufen”. Er ist selten und tritt nur bei 2 bis 5 von 10.000 Geburten auf. Häufig ist er auch nicht sehr stark, schränkt das Sehvermögen nicht besonders ein und ist deswegen nicht behandlungsbedürftig. Ist er jedoch sehr ausgeprägt muß schon das Baby operiert werden, damit keine dauerhafte Schwachsichtigkeit (Amblyopie) auftritt. Operiert man zu spät, wird nie mehr ein gutes Sehvermögen erreicht. Zum Problem der Amblyopie siehe auch unter Kinderuntersuchung. Die Aufgabe des Geburtshelfers ist es insofern auch, auf diesbezügliche Auffälligkeiten beim Neugeborenen zu achten. Weiterhin kommt der Graue Star bei bestimmten Syndromen, also Kombinationen von angeborenen Krankheiten häufiger vor.
Nichts ! “Star” kommt nicht von dem bekannten Vogel, sondern von “starr”, weil der unbehandelte Patient in früheren Zeiten nichts mehr sah (blind war) und daher starr in die Gegend schaute. “Grau” hieß er, weil in fortgeschrittenen Stadien die Pupille ganz grau aussieht. Dies wird durch die eingetrübte Linse, welche hinter der Pupille sitzt, verursacht.
Auf dem Bild oben ist das von vorne betrachtet rechte Auge bereits operiert und hat die typische schwarze Pupille und das linke Auge hat noch einen sehr ausgeprägen Grauen Star, der nur ein Hell/Dunkelsehen ermöglicht aber kein Erkennen von Gegenständen mehr.
Die meisten Patienten werden heute jedoch, bevor es zu diesem ausgeprägtem Stadium kommt, operiert. Beispiele, wie so ein Grauer Star noch aussieht, finden Sie auf der nächsten Seite (Bitte hier für Bilder anklicken).
Je nach Typ der Trübung kommt es zu verschiedenen Phänomenen:
Sie werden in höherem Alter innerhalb weniger Jahre immer kurzsichtiger (ständig neue, stärkere Brillen in kurzer Zeit). Hier liegt dann eine Kernsklerose der Linse (eine bestimmte Form des grauen Stars) vor.
Sie sehen plötzlich, auch wenn Sie ein Auge zuhalten, doppelt, also ohne zu Schielen. Hier liegen dann spaltenförmige Trübungen der Linse vor.
Sie möchten ständig Ihre Brille putzen, um den Grauschleier wegzubekommen. Vergleiche auch das Informationsvideo auf youtube. Insbesondere im Strassenverkehr ist dies zunehmend gefährlich und der Überblick geht schleichend verloren, ohne daß sich der Betroffene manchmal darüber im Klaren ist. Da man schon sieht, wo die Strasse langgeht und wo die wichtigsten Landmarken und Fahrzeuge sind, meinen viele, daß sie doch noch alles im Griff haben. Das Problem ist das vorausschauende Fahren, daß man eben mitbekommt, daß z.B. vorne zwischen den parkenden Fahrzeugen plötzlich jemand rausgelaufen kommen wird oder der Nebenmann blinkt und gleich wechseln wird. Bei diffusen Trübungen der Linse fällt auch die Entfernungsschätzung schwerer. Motorräder als kleinere schnelle Fahrzeuge werden "gerne" übersehen. Beispiele für den Unterschied mit und ohne Cataract finden Sie auch auf der folgenden kommerziellen Seite: Lensstore.
Entgegenkommende Scheinwerfer blenden stark. Sie können bei Gegenlicht jeglicher Art plötzlich viel weniger oder nichts mehr klar erkennen.
Die Farben werden immer blasser und das Sehen wird flauer (verminderte Kontraste).
Das Lesen bei schlechter Beleuchtung und das Sehen im Dunkeln fällt immer schwerer.
Beim Baby meldet sich dieses natürlich nicht, hier kann nur die genaue Untersuchung des Neugeborenen rechtzeitig Klarheit bringen. Insbesondere in Familien mit angeborenem Grauen Star in der Verwandschaft ist dies wichtig. Siehe auch Vorsorge. Verdächtig für den Laien ist z.B. ein fehlender Rotreflex (die rote Pupille) beim Photographieren mit Blitzlicht. Moderne Kameras haben aber teilweise eine Funktion zum Unterdrücken des Rotreflexes, dann ist dies natürlich kein Beweis.
Wenn der Graue Star einmal ein das Sehen beeinträchtigendes Maß erreicht hat, gibt es ausser der operativen Entfernung keine anderen Möglichkeiten. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wird das trübe Material aus dem Inneren der Augenlinse abgesaugt und stattdessen eine künstliche Linse in die verbleibende Hülle der natürlichen Linseeingesetzt. Siehe auch unter: Die Operation des Grauen Stars. Hier wird auch auf die unterschiedlichen Linsentypen und ihre vor- und Nachteile eingegangen. Früher wurde die gesamte Linse entfernt und anschließend eine starke Brille (Starbrille) oder eine Kontaktlinse zum optischen Ersatz der entfernten Linse eingesetzt. Seit der Antike ist der sogenannte Starstich bekannt. Siehe auch die Geschichte der Cataract-(chirurgie) zu diesem Thema. Wird der Graue Star nicht operiert, kommt es zur Erblindung. Dies betrifft weltweit 20 Millionen Menschen. Grund ist die dort fehlende operative Versorgung.
Wenn der Graue Star die Ursache für folgende Probleme ist (Es gibt natürlich noch andere Ursachen für einige der folgenden Einschränkungen):
Wenn man trotz bestmöglicher Brille nicht mehr ausreichend (Autofahren, Lesen etc.) sieht
Doppelbilder oder versetzte Bilder stark irritieren
Starker Sehabfall bei Gegenlicht
die Konsistenz des grauen Stars nach dem Motto: “Jetzt oder Nie” zum Eingreifen zwingt (erst in höherem Alter)
ein grüner Star durch die Linsenveränderungen droht (selten).
Beim Baby wenn aufgrund des Ausmaßes der Trübung eine Schwachsichtigkeit droht. Dies wird dann üblicherweise bei einseitigem angeborenen Grauen Star in der 4.-6. Lebenswoche und bei seitengleichem Star spätestens in der 8.-10. Lebenswoche durchgeführt
Ja, manchmal wird die Graue-Star-Operation durchgeführt, obwohl noch gar kein operationswürdiger Grauer Star vorliegt, da die Operation die Möglichkeit bietet schwere Sehfehler, die durch Laserbehandlungen nicht ausgleichbar sind, zu korrigieren. Siehe unter Operation von Sehfehlern.
Ja, der Cataract, ist eine besondere Form von Stromschnelle bzw. Wasserfall. Er ist zu steil für eine Stromschnelle aber zu flach für einen richtigen Wasserfall. Am bekanntesten sind die Nil-Katarakte. Deswegen ist auch das in Ägypten aufgenommene Bild unten kein Reisebus für Patienten mit “Grauem Star” !
Die Cataract (auch Katarakt geschrieben) ist jedoch nach dem allgemeinem Sprachgebrauch der “Graue Star”. Das hat etwas mit der mittelalterlichen Vorstellung zu tun, daß die Pupille ein Fenster ist, hinter dem man weißlichen “verdorbenen Hirnschleim” - wie bei einem Wasserfall - herunterlaufen sehen kann, was zur weißlichen Trübung von aussen bzw. einem Sehen wie durch einen Wasserfall führt. Das weibliche Geschlecht des Wortes kommt aus dem Lateinischen, da dort “Cataracta” (Wasserfall) weiblich ist.
Unten 2 weitere Bilder, die auch nichts mit dem “Grauen Star” zu tun haben.
Das obere Bild zeigt ein Schild auf den Inseln zwischen den Nil-Katarakten und das untere kein Hotel für ältere Ägypter, sondern das Hotel in dem der Roman: “Tod am Nil” von Agathe Christie geschrieben wurde. Ihr Zimmer ist nach wie vor zu besichtigen und das Hotel ist nutzbar, gehört allerdings zur sehr gehobenen Preisklasse. Es ist in Assuan am sogenannten Alten Katarakt des Nils gelegen.
Weniger mit dem Grauen Star zu tun hat die Band Cataract, eine Hardrockband.
Eine englische Erklärung, was eine Cataract ist, findet sich in diesem Video
(Stand 09.09.2024)