Das Augenzittern oder mit dem Fachausdruck Nystagmus ist ein ruckartiges, nicht zielgerichtetes Hin- und Herbewegen der Augen im gleichen Rhythmus, ohne willentliche Beeinflussungsmöglichkeit und ohne die notwendige Pause zum genauen Fixieren eines Gegenstandes. Man sollte es nicht mit dem Lidzucken verwechseln.
Als angeborenes Augenzittern gibt es das vor allem bei Geburtsschäden bzw. insbesondere bei angeborenen schweren Sehstörungen. Das Auge sucht sozusagen “verzweifelt” nach einer Stellung in der das Bild scharf ist, es gelingt ihm aber nicht. Deswegen bildet sich hier auch eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) aus, da das Gehirn nie ein scharfes Bild bekommt. Selbst wenn man später das Augenzittern abstellen könnte oder die Sehstörung (z.B. Grauer Star) beheben könnte, wird aufgrund der entstandenen Schwachsichtigkeit kein volles Sehvermögen erreicht.
Bei Erwachsenen kommt dies bei bestimmten Hirnerkrankungen bzw. Hirnschäden vor. Tritt dies beim Erwachsenen plötzlich auf, sollte immer ein eingehende neurologische Untersuchung erfolgen. Es können aber auch Medikamente oder Schäden des Gleichgewichtsorgans im Innenohr ursächlich sein. Solange das Augenzittern dauerhaft besteht, ist scharfes Sehen nur eingeschränkt möglich, da im Gegensatz zu den natürlichen Sakkaden (Blickfolgebewegungen), keine Pause zum genauen Fixieren des Gegenstandes auftritt. Im Unterschied zum angeborenen Augenzittern, wird beim erstmals im Erwachsenenalter auftretenden Nystagmus, wieder volles Sehvermögen erreicht, wenn die Ursache und das Augenzittern behoben ist.
Man unterscheidet die Richtung des Pendelns. Dies kann senkrecht (vertikaler Nystagmus) oder waagerecht (horizontaler Nystagmus) sein aber es ist auch möglich, daß die Pupille sich ein Stück dreht (rotatorischer Nystagmus). Weiterhin wird unterschieden, in welche Richtung die schnelle Phase (meist langsam in eine Richtung und dann schnell zurück) geht und in welchen Situationen es auftritt.
Bei bestimmten Formen kann man durch eine spezielle Schieloperation das Ausmaß vermindern. Ansonsten nur, wenn es beim Erwachsenennystagmus gelingt, die zu Grunde liegende Ursache zu heilen. In der Regel ist es aber nicht zu ändern.
Typisch ist dies beim Bus- oder Eisenbahnfahren. Der Blick haftet sich an einen vorbeifahrenden Gegenstand, bewegt sich langsam mit und springt dann plötzlich zurück, um den Gegenstand weiter fixieren zu können. Notwendig ist das, um die Dinge scharf zu erkennen. Im Gegensatz zu den obigen Formen wird hier auch ein scharfes Bild erreicht, weil das Auge dem Gegenstand einen Moment folgt und ihn scharf abbilden kann. Diese Folgebewegung gibt es bei den krankhaften Formen nicht.
Etwas anderes sind die Mikrosakkaden. Auch hier liegt ein Pendeln der Augen vor. Es handelt sich um ein natürliches Phänomen, daß jeder hat. Dieses Pendeln ist gleichmäßig, kaum sichtbar, da es nur ganz kleine Augenbewegungen sind und dient dazu, nicht ständig das genau gleiche Bild auf der Netzhaut abzubilden. Ist das Auge nämlich völlig starr, “ermüdet” die Netzhaut und man sieht nichts mehr. Näheres auch unter Der Sehvorgang. Im Tierreich ist dies übrigens genauso. Deswegen müssen manche Vögel z.B. ständig den Kopf bewegen, da ihre Augen unbeweglich sind (vergl. Entwicklungsgeschichte).
In einer bestimmten Schlafphase, bewegen sich die Körpermuskeln kaum und nur das Gehirn und die Augenmuskeln sind aktiv. Man sieht ein wildes Hin- und Herzucken der Augen unter den Lidern. Man spricht auch von der Schlafphase mit Rapid-eye-movements, kurz REM-Schlaf. Dies ist die Phase mit den intensivsten Träumen. Mit dem Nystagmus (oben) hat das nichts zu tun. Die nervösen Augenbewegungen hängen mit der intensiven Hirnaktivität zusammen. Dies kommt übrigens auch bei Säugetieren (Hunden, Katzen etc.) und sogar Vögeln vor. Ob diese dann aber auch träumen, weiß man bisher nicht sicher.
(Stand 24.12.2022)