Hängelider:

Bei der Liderschlaffung, umgangsprachlich “Schlupflider” oder auch “Hängelider” genannten Veränderung im Oberlidbereich muß man zwei ganz unterschiedliche Erkrankungen unterscheiden:

1.) Die Erschlaffung der Oberlidhaut (Blepharochalasis):

Die altersbedingte Erschlaffung der Lidhaut und der darunter gelegenen Strukturen oberhalb des eigentlichen Lides (der Fachausdruck auf griechisch heißt “Blepharochalasis”) ist die häufigste Form und in der Regel eine “Alterserscheinung”.. Die eigentliche Lidkante steht auf normaler Höhe (siehe Beispiele unten), nur die Strukturen oberhalb davon kommen tiefer. Dies führt zu einem müden Gesichtsausdruck durch die auf den Wimpern liegende oder vor allem auch seitlich tiefer hängende Haut (“Hängelider”). Im Extremfall ist das Sehen nach der Seite eingeschränkt und zum Beispiel rückwärts einparken mit dem Auto kaum noch möglich. Häufig kommen die Patienten jedoch deutlich früher und wünschen aus kosmetischen Gründen eine operative Korrektur.

Beim sogenannten “Schlupflid” dagegen handelt es sich nicht um eine Altersveränderung, denn man sieht von Kindheit an wenig vom eigentlichen Oberlid, da mehr Gewebe von oberhalb auf dem Auge lastet. Eine Alterserschlaffung kann allerdings hinzukommen und den Zustand verstärken.

Bei der Behandlung, der nicht das Sehen stark beeinträchtigenden Formen, handelt es sich eigentlich um "Schönheitsoperationen". Der Übergang zwischen kosmetischen (“weils nicht schön aussieht”) und dringend gebotenen Operationen (“kann kaum noch rausgucken”) ist fliessend. Deswegen sind die Erwartungen unterschiedlich und damit auch der operative Aufwand.

Die operative Korrektur der Oberlidhauterschlaffung (Blepharochalasisoperation, Ablauf und Bilder siehe unter Oberlidstraffung vorher/ nachher) erfolgt in örtlicher Betäubung, ggf. mit ergänzendem Dämmerschlaf..

mässige Oberliderschlaffung

Oben sehen Sie ein Beispiel für eine mäßige aber schon das Sehen nach aussen oben beeinträchtigende Form der Oberlidhauterschlaffung. Die Schminkmöglichkeiten sind schon stark eingeschränkt. Aus kosmetischen Gründen ist daher eine Operation überlegenswert.

massive Form der Oberlidhauterschlaffung

Hier oben liegt bei einer 10 Jahre älteren Patientin eine sehr fortgeschrittene Form der Liderschlaffung vor. Es gab bereits Probleme beim rückwärts Einparken und beim Aufblick. Hier ist schon aus funktionellen Gründen eine Operation sinnvoll. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, daß zusätzlich ein Herabsinken der seitlichen Augenbrauen besteht. Ganz so frei wie oben kann man das Auge durch die reine Lidoperation also nicht bekommen. Beide Formen lassen sich operativ korrigieren (Näheres siehe unter Blepharochalasisoperation und auf den folgende Seiten.

Für Ergebnisse die kosmetisch gut sein und länger Bestand haben sollen, bedarf es einer Entfernung nicht nur der Haut, sondern auch der darunter gelegenen Strukturen wie Fett und Muskel. Dann läßt sich der Oberlidbereich fast nach Wunsch modellieren. Die Operationsdauer beträgt in solchen Fällen 1-2 Stunden.

Nicht bei allen Fällen reicht die Korrektur der Oberlider. Manchmal liegt der Schwerpunkt des Erschlaffungsprozesses auch höher. Die gesamte Stirn und daraus folgend die Augenbrauen (sogenannte “Brauen-Ptosis”) und letztendlich die Oberlider sind abgesackt. In diesen Fällen sind die Möglichkeiten durch eine reine Oberlidkorrektur begrenzt. Diese ist dann häufig auch gar nicht notwendig, da ein komplettes Stirnlifting oder örtlich ein Augenbrauenlifting (von innen = endoskopisch oder von aussen mit Schnitt oberhalb der Augenbraue) die Verhältnisse schon so verbessert, daß ergänzende Eingriffe am Lid sich meist erledigen. Für die Durchführung eines Stirn- oder teilweisen Facelift ist jedoch bei vielen Patienten die psychologische Hemmschwelle schon deutlich höher. Hier liegt es am beratenden Operateur gemeinsam die für diesen Patienten sinnvollste Methode zu finden und die jeweiligen Vor- und Nachteile zu erläutern. Allein für das Augenbrauenlifting gibt es 5 verschiedene Methoden mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen, die daher auch nicht für jeden gleich sinnvoll sind.

2.) Der Oberlidtiefstand (Ptosis):

Richtige herunterhängende Lider sind kein kosmetisches Problem, sondern eine seltene Krankheit, die Ptosis genannt wird (Bild siehe unten). Hierbei hängt nicht die Haut oberhalb des Lides, sondern das ganze Lid, erkennbar an der zu niedrig stehenden Lidkante, tiefer und im Extremfall ist der Geradeausblick verhindert. Auch das Sehen ist in der Regel schlechter, da die halbe Pupille verdeckt ist und weniger Licht in das Auge kommt. Man sieht auf dem Bild unten deutlich an den Stirnfalten, den erfolglosen Versuch des Patienten, die Lider durch Hochziehen der Augenbrauen zu heben, doch auch das gelingt nicht ausreichend.

Ptosis

Lidkantentiefstand (Ptosis)

Zur Ursache: Es kann eine angeborene “Fehlkonstruktion” (angeborene Ptosis), eine Altersveränderung (senile Ptosis) oder eine Nervenschädigung aber auch eine generelle Erkrankung der Muskulatur (Myasthenie) dahinter stehen. Man muß sich die Lider wie einen “Rolladen” mit der “Schnur” zum Hochziehen vorstellen. Ein bestimmter Muskel (die “Schnur”) hebt durch Aktivität oder senkt durch Erschlaffung die Lider. Ist jetzt der Strom zum “Rolladenmotor” unterbrochen (Nervenschaden) oder die “Schnur” abgerissen (Levatordehiszenz beim älteren Menschen) oder gar kaputt (Verletzungen), kann man den “Rolladen” bzw. das Lid nicht mehr richtig heben. Die Ursachenforschung erfolgt in der Regel in Zusammenarbeit zwischen Neurologe und Augenarzt. Dieses Phänomen ist sehr selten. Je nach zugrunde liegender Veränderung ist das kosmetische Ergebnis der Operation für den Patienten nicht immer befriedigend. Über die Möglichkeiten und Grenzen der operativen Korrektur muß daher vorher ausführlich gesprochen werden. Im folgenden ein Beispiel für einen Befund vor und nach der Ptosisoperation.

(Stand 07.07.2020)